Am 26. September 2009 traten wir unsere Reise nach Westbengalen an. Nachdem wir am Self-Check-in Automaten am Flughafen Zürich etwa 1 ½ Std das Einchecken „geübt“ hatten und schlussendlich ganz konventionell an den normalen Check-in Schalter wechseln mussten weil das ganze Unternehmen nicht funktionierte, starteten wir pünktlich um 12.40. Uhr mit der SWISS nach Delhi. Hier landeten wir um Mitternacht (indische Zeit). Nach sage und schreibe einer halben Stunde hatten wir bereits die Einreise-und Zollkontrolle hinter uns gelassen, leider mussten wir dann aber ziemlich lange auf den Bus warten, der uns ins nahegelegen Hotel Ashok Country Resort bringen sollte. Nach über einer Stunde „Irrfahrt“ durch das mitternächtliche Delhi konnten wir uns endlich für etwa 3 Stunden aufs Ohr legen. Gleich nach dem Frühstück ging es in 10 minütiger Fahrt zum Delhi Domestik-Airport. Von hier starteten wir um 11 Uhr mit Kingfisher nach Bagdogra in West-Bengalen. Die 17 km von Siliguri entfernte bezaubernde Stadt ist von Teegärten eingeschlossen und per Luftverkehr mit den Städten Delhi und Kolkata verbunden. Am Flughafen warteten bereits 2 Reiseleiter mit je einem Jeep auf uns. Sikkim im Norden, Bhutan im Osten, Nepal im Westen und im Süden die bengalische Tiefebene, so fuhren wir während 5 Stunden auf einer kurvenreichen, engen und ziemlich holprigen Strasse aus der heissen nordindischen Ebene hinauf zur „Königin der Hillstations“, nach dem 90 km entfernten Darjeeling. Schon nach wenigen Minuten wurden wir mit einer ganz anderen Welt konfrontiert. Das Leben der Menschen schien hier auf der Strasse stattzufinden. Rechts und links standen einfache Blech-oder Holzhütten. und inmitten des ganzen Geschehens bewegten sich heilige Kühe. Der in den Bergen des Vorhimalaya liegende Distrikt ist ein wahres Juwel und gehört zu West-Bengalen. Er grenzt im Westen an Nepal und im Osten an Bhutan, während im Norden Sikkim anschliesst. Ursprünglich war die Bergregion bis hinab in die Ebenen Teil des Königreiches Sikkim und Bhutan. Am nächsten Morgen ging’s bereits um 3.30 raus aus dem Bett, damit wir uns um 4 Uhr auf den Weg zum Tiger Hill machen konnten, um den Sonnenaufgang am Kanchenchunga, dem dritthöchsten Berg der Welt zu beobachten. Auf einer kurvenreichen engen Strasse fuhren wir zum bekannten ca.11 km von der Stadt Darjeeling entfernten Aussichtspunkt. Nach einer guten halben Stunde Fahrzeit befanden wir uns ungefähr auf 2600 Meter Höhe in den Bergen. Es war ganz schön frisch hier oben und eine warme Tasse Tee tat gut gegen die Morgenkälte. Sogar die Einheimischen, die manchmal barfuss den Berg heraufkamen, wickelten sich in Schals und Decken. Hier oben erwartete uns ein fantastischer Sonnenaufgang über dem Himalaya-Gebirge. Das herrliche Panorama mit dem Kabru (7338 m), dem Pandim (6691 m) den berühmten Achttausendern Kanchenjunga (8598 m), Mount Everest (8842 m), Makalu (8482 m) und dem Lhotse (8500 m) lag vor uns. Wir hatten das Glück dass der Himmel wolkenlos war, so konnten wir beobachten wie eine Wolke am Himmel gelb angestrahlt wurde, Langsam erreichten die Sonnenstrahlen die Bergspitzen des Massivs und beleuchteten sie immer mehr, die Gipfel änderten ihre Farben und der Tag breitete sich langsam aus. Davor lagen tiefgrüne Berghänge mit kleinen Häuschen und im Tal lag der Dunst, der aber nicht ganz aufstieg, ein fantastisches Szenario dass sich nur schwer beschreiben lässt. Auf dem Rückweg besuchten wir das im Jahr 1850 von einem mongolischen Mönch auf der Durchreise gegründete tibetische Choling Monastery. Im Innern erwartete uns eine grosse Buddha Statue, Wandmalereien und eine Vielzahl von Gebetsmühlen. Später konnten wir in Ghoom die Abfahrt des Darjeeling Himalayan Railway, der ältesten noch im Betrieb stehende Dampflokomotive, liebevoll auch Toy Train genannt, beobachten. Die achtundachtzig Kilometer lange Zugstrecke hinein in die Bergwelt des Himalayas stellte eine echte Glanzleistung der britischen Ingenieurkunst dar. Der Zug sollte den weltberühmten Tee aus Darjeeling schnell und sicher an die Küste transportieren. Da am heutigen Tag in Darjeeeling ein Religionsfest stattfand wurde unser Besichtigungsprogramm etwas durcheinander gebracht und so hatten wir am Nachmittag genug Zeit durch die kleinen steilen Gassen, die den Ort wie ein Labyrinth durchziehen zu gehen und die herrliche Aussicht auf die Berge zu geniessen. Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zum Himalayan Mountaineering Institute. Um dorthin zu gelangen, durchquerten wir den Padmaja Naidu Himalayan Zoological Park, hier konnten wir die Tierwelt des Himalaya bewundern; den seltenen Schneeleoparden, der in Darjeeling mit Erfolg weitergezüchtet wird, Schwarzbären, den roten Panda und viele andere Tiere waren hier beheimatet. Am Ende besichtigten wir das Himalayan Mountaineering Institute, hier lebte zeitweilig der 1988 verstorbene Sherpa Tenzing Norkay, der zusammen mit dem Neuseeländer Sir Edmund Hillary 1953 erstmals den Gipfel des Mt. Everest bestieg. Zahlreiche Utensilien und Fotografien der vielen Mt. Everest-Expeditionen konnten hier besichtigt werden. Anschliessend führte uns die Reise weiter nach Sikkim. Nicht weit hinter Darjeeling gelangen wir auf einer engen kurvenreichen Strasse zum Tibetan Refugée Self Help Centre. Hier machten wir den nächsten Stopp, nach der Einfahrt durch ein Tor fanden wir uns inmitten eines grossen Hofes wieder, der durch viele Gebäude eingerahmt wurde. In einigen Gebäuden zeigten Tibeter verschiedene traditionelle Handwerkstechniken und verkauften diese Gegenstände anschliessend. Wir besichtigten eine kleine Fotoausstellung mit alten Aufnahmen von Trachten. Dieses Refugée Self Help Centre existiert seit 1959, die indische Regierung hat den Flüchtlingen im Gefolge des Dalai Lama zwar Land zur Verfügung gestellt, doch müssen sie selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen. So ist es für alle Bewohner hier selbstverständlich mitanzupacken, solange es geht. Nach dieser Besichtigung fuhren wir auf einer Bergstrasse weiter ins ca. 100 km entfernte Gangtok, der Hauptstadt von Sikkim. Unsere Route führte entlang des Teesta-Rivers, durch eine bezaubernde Hochgebirgslandschaft mit Latschengestrüpp und Wiesen, Kardamon-Plantagen, Anbauterrassen und sprudelnden Gebirgsflüssen. Je näher wir dem Tiefland kamen umso wärmer wurde es. Unterwegs begegneten wir immer wieder den farbenfroh bemalten und mit Schriftzügen wie „Goods Carrier", „Blow Horn" oder „Public Carrier" versehenen Lastwagen, die ihre Güter durch das Land transportierten. Nach einer etwas beschwerlichen Fahrt erreichten wir in Rangpo die Grenze zu Sikkim. Das ehemalige Königreich Sikkim grenzt im Norden und im Süden an West-Bengalen. Zusätzlich zu unserem Indischem Visum benötigen wir auch eine Einreisegenehmigung (‚Restricted Area Permit‘) für Sikkim, diese beantragte unsere Reiseleiter direkt am Grenzübergang. Da die Einreisegenehmigungen etwas dauerten, machten wir Mittagspause in unmittelbarer Nähe der Grenze, im Hotel Rangpo Tourist Lodge. Ab dem Grenzübergang ging die Fahrt ins Landesinnere nur noch bergauf, die Strassen wurden immer schmaler, steiler und seitlich abgrundtiefer. Gegen Abend erreichten wir die etwa 1700 M.ü.M liegende Hauptstadt Gangtok, die wie alle anderen Städte hier förmlich an einem steilen Hang „klebt“. Kurz vor dem Nachtessen besuchten wir die Flaniermeile der Stadt die uns mit den Geschäften, den Restaurants, den Wasserspielen und Fontänen doch stark an westliche Verhältnisse erinnerte. Die Nacht verbrachten wir im absolut besten Hotel von Gangtok, dem Norkhill-Hotel, einem ehemaligen Palast. Am nächsten Morgen besichtigen wir das Kloster Enchey. Nicht weit von Gangtok entfernt, befand sich inmitten eines kleinen Waldes das vermutlich 200 Jahre alte Kloster deren 90 Mönche dem Mahayana-Buddhismus angehören. Ein von hunderten von Segensfahnen begleiteter, und von Wald gesäumter Weg, führte uns zum kleinen, aber wichtigen Kloster des Nyingmapa Ordens. Besonders fasziniert waren wir beim Besuch der kleinen kahlgeschorenen Mönchs-Novizen in ihren roten Roben, welche hier eine umfassende Ausbildung erhalten sollen. Das klingt für unser europäisches Verständnis vielleicht erst einmal grausam oder traurig, in sehr armen Ländern ist dies jedoch eine recht positive Angelegenheit,  sind den Kindern doch somit Kleidung, Essen und eine Grundschulausbildung garantiert. Anschliessend besichtigten wir das „Sikkim Research Institute of Tibetology“, dieses befand sich in einer Anlage umgeben von Eichen, Birken und Eschen. Das Institut dient der Erforschung der tibetischen Sprache und Sitten, sowie des Studiums des Mahayana- Buddhismus. Die grösste Sammlung von Büchern und seltenen Schriften über dieses Thema, eine Kunstsammlung religiöser Gegenstände und eine unglaublich schöne Sammlung von Thankas mit Seidenspitze konnten wir hier besichtigen. Gleich anschliessend begaben wir uns durch einen Wald von Gebetsfahnen zur Do Drul Chorten, der wichtigsten und grössten Stupa Sikkims, die an den Sieg vom Guten über das Böse erinnern sollte. Das hochaufragende, sakrale Denkmal wurde in der Form eines Stupas gebaut. Um den Chorten herum konnten wir vielen jungen Mönchen beim Drehen der 108 Gebetsmühlen zuschauen. Zum Mittagessen trafen wir uns mit Jenny Bentley einer Schweizerin die in Sikkim lebt und hier  Studien über Lepchas macht. Es war sehr interessant ihren Erzählungen über Land und Leute zu zuhören. Am Nachmittag fuhren wir durch eine herrliche Landschaft zum 24 km von Gangok entfernt liegenden, tibetischen Kloster Rumtek, das seit dem Einfall der Chinesen in Tibet, Sitz der Karma Kagyüpa Schule ist. Es beherbergt einige der wichtigsten und heiligsten tibetisch-buddhistischen Schriften und religiöse Objekte. Hier konnten wir einen schönen Einblick in das Alltagsleben der Mönche erhalten, deren mystische Choralgesänge anhören und die herrlichen Thangkas und Fresken welche die Wände des Klosters schmückten, bewundern. Von dort ging’s weiter in Richtung Martam. Unterwegs besichtigten wir noch ein kleines Kloster und beobachteten die kleinen Mönchs-Novizen beim Schulunterricht. Vorbei an zahlreichen Gebetsfahnen und terrassierten Reisfeldern ging die Fahrt weiter auf einer holprigen Landstrasse nach Martam, einem landschaftlich reizvollen Himalaya-Dorf. Am späten Nachmittag bezogen wir hier im romantischen Bungalowdorf unser kleines strohgedecktes Häuschen welches im traditionellen Stil erbaut wurde. Schade war dass wir erst beim Eindunkeln einen kleinen Spaziergang unternahmen der uns über Stock und Stein in den nahegelegenen Ort führte, der bekannt für seine üppige Vegetation und die herrliche Aussicht auf die Berge war. Der Ausflug führte uns Wort wörtlich in die grosse Finsternis! Am Morgen führte uns die Reise weiter durch eine reizvolle Landschaft von Martam nach Kalimpong, einer einstigen britischen Hillstation. Unterwegs besichtigten wir eine kleine Meditationshöhle und genossen auch hier wieder einmal den herrlichen Blick auf das Himalaya-Gebirge. Kalimpong ist kleiner als Darjeeling und Gangtok, doch es hat seinen speziellen Charme. Der Ort ist nicht nur berühmt für seine Handwerksarbeiten und buddhistischen Klöster, sondern auch für seine grosse Anzahl an Orchideen und anderen seltenen Blumen und Pflanzen aus der Umgebung. Die Einwohner Kalimpongs gehören den verschiedensten ethnischen Gruppen an, Buddhismus existiert Seite an Seite mit Christentum, Hinduismus und Islam. Zuerst besuchten wir den der Mangal Dham Parnami Mandir, diese hinduistische Tempelanlage welche sich in einer gepflegten Gartenanlage befand wurde erst 1993 fertiggestellt. Er ist einer der wichtigsten Tempel von Kalimpong und dem Gott Krishna gewidmet. Er fällt vor allem durch seine enorme Grösse, seiner vielen Shikara-Türme und der Farbe rosa, auf. Im Innern des Tempels, der aussah wie aus „Tausend und einer Nacht“ konnten wir eine riesige Gebetshalle sowie 8 lebensgrosse Statuen von Krishna bewundern. Auch das Mausoleum von Guruji Shri Mangaldasji (1896-1985) befand sich dort. Dann ging’s weiter zur katholischen St. Theresa Church. Hier sollte man auf keinen Fall nach einem Kirchturm Ausschau halten, denn die Kirche wurde von ortsansässigen Handwerkern im Stile eines buddhistischen Klosters erbaut. Der eher schmucklose Innenraum war mit einem Teppich ausgelegt und die Bänke reihten sich an den Wänden entlang, was für uns total exotisch war. Interessant war hier die Ähnlichkeit mit einem tibetisch-buddhistischen Kloster, die mit Holzschnitzereien und Bildern verzierten Wände zeigen Szenen aus der Bibel, wobei die darin vorkommenden Personen buddhistischen Mönchen ähnelten. Von hier führte uns der Weg zum ältesten Kloster Sikkims, zum bhutanesischen Thongsa Gompa, obwohl es nicht mehr in seinem Originalzustand erhalten ist, gilt es als die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt. Wir hatten das Glück und durften hier einer kleine Zeremonie beiwohnen. Am nächsten Morgen verliessen wir das Fürstentum Sikkim. Auf einer recht lädierten, mit Schlaglöchern ausgestatteten, serpentinenreichen Strasse, vorbei an Teegärten ging unsere Fahrt durch das Teesta-Tal in die bengalische Tiefebene. Unterwegs machten wir noch einen Halt und besichtigten das Kagyu Thekchen Ling Kloster mit seinen beeindruckenden Buddha Figuren. Nach etwa 7 Stunden Fahrt durch die Teeplantagen Westbengalens erreichten wir Jaigoan, den indischen Grenzort zu Bhutan. Nach dem Einholen der Ausreisebestätigung ging's in kurzer Fahrt weiter nach Puntsholing, einem quirligen Grenzstädtchen, von hier gelangen Waren aller Art nach Bhutan. Nach der Ankunft im Hotel verabschiedeten wir uns von unseren beiden indischen Fahrern und unserem Reiseleiter Nidup. Dann ging's ab zum Nachtessen und anschliessend stand uns die Begrüssung mit unserem neuen Reiseleiter Dorji bevor der uns über die morgige Weiterreise durch Bhutan informierte. Müde und geschafft von der beschwerlichen und langen Fahrt war für uns schon bald „Nachtruhe“ angesagt.