Nepal, dieses Land stand schon lang wieder auf unserer Reise-Wunschliste. Wer einmal den Himalaya, diesen gewaltigen Gebirgszug unserer Erde gesehen hat, wird immer aufs Neue der Faszination seiner Landschaften, den zahlreichen Volksgruppen mit den unterschiedlichsten Kulturen und seinen Mythen erliegen. Am 18. September 2011 starteten wir mit einer nur zu 30% besetzten A320 der Qatar Airway via Doha nach Kathmandu. Da Kathmandu in einem Tal liegt, umgeben von den majestätischen Gipfeln des Himalayas ist der Anflug auf diese Stadt jedes Mal recht spektakulär. Da drunten in den Tälern noch einige Nebelbänke hingen, musste unser Flugzeug mehrere Ehrenrunden über Kathmandu drehen, bevor der Airbus zur Landung auf dem Tribuvan International-Airport ansetzen konnte. Die schlichte Flughafenhalle erschien uns wie in Filmen der 50er und 60er Jahre: Klein und überschaubar mit ganz leiser Musik im Hintergrund. Nach dem wir alle Einreiseformalitäten erledigt, und die Gepäckhalle im Flughafen verlassen hatten, begann unser Abenteuer im Himalayastaat. Draussen wurden wir bereits von Shiva mit einem „Khada“, einem traditionellen Begrüssungsschal erwartet. Namaste! Nun waren wir also wieder in Kathmandu! 6 Jahre waren seit unserem letzten Besuch vergangen, Geräusche und vor allem Gerüche beschworen wieder Erinnerungen und freudige Erwartungen herauf. Die höchsten Berge der Welt, pulsierendes Stadtleben in Kathmandu und beschauliche Dörfer im Vorhimalaya, buddhistische Klöster und hinduistische Tempel, das alles erwartete uns hier. Man darf bei der ganzen Euphorie aber nicht vergessen dass Nepal immer noch zu den am wenigsten entwickelten Staaten der Welt gehört. Jeder zweite Erwachsene ist Analphabet und die Armut treibt viele Bewohner Nepals in die Städte, das Leben in den Ballungszentren wird von Arbeitslosigkeit und Armut bestimmt. Die Slalomfahrt zum Hotel führte uns mitten durch ein beispielloses Verkehrschaos, begleitet von unablässigem Hupen in jeglicher Lautstärke und Tonlage. Wer aus Europa in die nepalesische Hauptstadt Kathmandu einreist wird unmittelbar ins Chaos geworfen: Armut, Hunger, Hitze, Staub, Dreck, Lärm, als zivilisierter Europäer kann man sich derartige Strassenverhältnisse kaum vorstellen. Die sich alles andere als in einem guten Zustand befindlichen Strassen teilen sich Autos, Fahrräder, Mopeds, Kühe und viele Fussgänger. Nach dem wir im Hotel Shanker eingecheckt hatten verbrachten wir den Rest des Tages mit Ausruhen und einem kleinen Spaziergang durch die Umgebung. Obwohl wir Kathmandu und seine Sehenswürdigkeiten schon bei unserem letzten Aufenthalt im Jahr 2005 besichtigt hatten wurden wir am nächsten Morgen nach dem Frühstück von Shiva erwartet der uns zur Stadtbesichtigung abholte. So besuchten wir nochmals die auf einem Hügel stehende 2500 Jahre alte buddhistische Kultstätte Swayambunath, mit den in alle vier Himmelsrichtungen schauenden Augen Buddhas. Es war faszinierend den meditierende Mönchen, die in sich versunken im Schneidersitz da sassen, zuzuschauen, dazwischen streunten ein paar Hunde herum, Tauben pickten den geopferten Reis auf und dutzende von Affen tummelten sich in der Tempelanlage, Menschen zündeten Kerzen an oder drehten an den Gebetsmühlen. Nach dem wir hier eine kleine Gebetsmühle erstanden hatten gings hinunter in die Altstadt von Kathmandu, die mit keiner Stadt zu vergleichen ist die wir bisher besucht haben. Es ist eine Stadt die einem in kürzester Zeit gefangen nimmt, vor Palästen, Tempeln und Pagoden dösen heilige Kühe im Schatten, man kann heilige Männer beim Meditieren beobachten, und nebenbei gehen die Bewohner Kathmandus ihrem Alltag nach. Rund um den Durbar Square lebt das alte Kathmandu, hier befindet sich der grösste Tempel im gesamten Kathmandutal, der Taleju-Tempel, ausserdem ist hier der "Wohnsitz" der Kumari, einer Kind-Göttin, welche die Ehre hat, ihre gesamte Kindheit in diesem Gebäude zu verbringen bis sie ihre Reinheit verliert und anschliessend durch ihre Nachfolgerin abgelöst wird. Manchmal zeigt sie sich den Besuchern und wir hatten auch tatsächlich das Glück sie kurz am Fenster zu sehen. Die Vielfältigkeit der hinduistischen Götterwelt erklärt die grosse Anzahl an Tempeln. Kultstätten der Buddhisten bilden zwar mit ihren Stupas einen deutlichen Kontrastpunkt zu den Shivastatuen und Dämonen, zeigen aber auch das tolerante Miteinander der beiden Weltreligionen, die manchmal sogar zu verschmelzen scheinen. Anschliessend besuchten wir die älteste Stadt im Kathmandutal, das 5 km entfernte Patan, das auch unter dem Namen Lalitpur bekannt ist und nur durch den Bagmati-Fluss von Kathmandu getrennt wird. In der alten Königsstadt, eine bezaubernde Mischung aus Palastgebäuden, künstlerischen Höfen und würdevollen Pagodentempeln, besichtigten wir das Zentrum und den Durbar-Square, einige buddhistische Tempel und natürlich den Kwa Bahal, den Goldenen Tempel, eine prächtige Klosteranlage. Das Mittagessen in einem überfüllten Gartenrestaurant war leider ganz auf den internationalen Tourismus eingestellt, auf der Speisekarte fanden wir für uns bekannte Speisen, wie Kuchen, europäische Wurst und italienische Pasta. Anschliessend haben wir uns in einem kleinen Geschäft eine Klangschale vorführen lassen und diese dann auch gekauft. Am späteren Nachmittag lernten wir Amrit unseren Trekkingguide kennen und haben mit ihm unseren Plan für die nächsten Tage in Bandipur besprochen. Nach dem Frühstück verliessen wir Kathmandu und machten uns auf den Weg in die Mahabharata-Berge, dem Vorgebirge des Himalayas, nach Bandipur. Entlang des Trisuli-Flusses fuhren wir durch eine wunderschöne Landschaft, unser Fahrer war auf der sehr schmalen, kurvenreichen Strasse ganz schön gefordert. Beim Dorfeingang von Bandipur mussten wir einen kleinen Checkpoint passieren, hier endete dann auch die geteerte Strasse und nun ging‘s nur noch zu Fuss weiter hinauf ins Hotel Bandipur Mountain Resort, welches sich ein wenig vom Ortskern entfernt befand. Nachdem wir eingecheckt und auf der auf der Terrasse die Aussicht genossen hatten, machten wir uns auf den Weg um den kleinen wunderschönen Ort, der erst seit ein paar Jahren für den Tourismus geöffnet ist, zu erkunden. Die wenigen Hotels die es hier gibt sind oft in alten Häusern untergebracht, der ganze Ort kam uns vor wie ein bewohntes Freilichtmuseum. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück begrüssten wir unsere Trekking-Mannschaft, den Guide Amrit, den Koch und den Gehilfen. Eigentlich sollte unser Trekking drei Tage dauern und von Bandipur nach Ramkot und dann nach Kulingkot gehen. Hier sollten wir die Nacht im Camp verbringen, da es aber in den letzten Tagen stark geregnet hatte und die Wege ziemlich rutschig waren, entschlossen wir uns von Bandipur aus Tagesausflüge zu unternehmen. So begannen wir am ersten Tag mit unserer Wanderung auf zum Teil ausgewaschenen Wegen, vorbei an Reisterrassen und dichten Wälder, mit einer wunderbaren Aussucht auf die Eiskuppen der Achttausender. Nach etwa 3 Stunden erreichten wir unser Ziel, das Dorf Ramkot mit seinen Häusern aus Heu, Lehm und Steinen. Hier wurden wir bereits von unserem „Küchen-Team“ erwartet und mit einem Mittagessen, bestehend aus Kabis-Salat, Sardinen, Currykartoffeln und Tee verwöhnt. Erstaunlich was die Köche uns auf ihrer einfachen Kochstelle herbeizauberten. Da Ramkot von den Einflüssen der modernen Zeit noch mehrheitlich verschont geblieben ist bot sich uns die Gelegenheit das ländliche Nepal hautnah mitzuerleben. Das Volk der Magar ist eine Gruppe die ursprünglich aus Tibet stammt und ein weiteres Beispiel für die ethnische Vielfalt des Landes aufzeigt. Auf dem Rückweg begegneten wir immer wieder Frauen die riesige Heu-oder Holzbündel auf dem Rücken trugen, manchmal auch in einer Jurte, meistens aber nur zusammengeschnürt und an einem "Stirnband" befestigt, die Menschen verschwanden fast unter ihrer Last. Kinder die sich auf den langen Nachhauseweg von der Schule befanden riefen uns fröhlich "Namaste" zu. Nach unserer Rückkehr in Bandipur bezogen wir unser Zeltlager beziehen das ein wenig vom Ortskern entfernt aufgebaut wurde. Heute hatten wir riesiges Glück mit dem Wetter und so konnten wir von hier aus atemberaubende Blicke auf die Himalaya Kette und auf das unter uns liegend Flusstal und die Ebenen von Chitwan im Süden geniessen. Hier oben hatte man wirklich das Gefühl, die Welt liege einem zu Füssen. Am Abend zauberte unsere Küchenmannschaft, draussen vor dem Küchenzelt auf einem Gasbrenner, wieder ein feines Essen mit Reis, Kabissalat, Kartoffeln und Huhn. So endete für uns der erste Tag ohne Regen und mit Temperaturen über 30 Grad. Der nächste Tag begann für uns mit einem Frühstück im Freien mit einer herrlichen Sicht auf den Himalaya. Dann schnürten wir wieder die Wanderschuhe und machten uns auf den Weg zum Gurungdorf Korika. Die Gurung sind ein nepalesisches Volk tibetischer Abstammung, die Meisten von ihnen bauen Mais, Hirse, Weizen und Kartoffeln an. Streng genommen sind die Gurung Buddhisten, jedoch haben sich bei ihnen viele ausgesprochen hinduistische Verhaltensweisen eingebürgert, sie sprechen auch eine eigene tibeto-birmanische Sprache. Bei unserer Wanderung durch kleine Siedlungen und durch dichte Wälder, mal auf schmalem Pfade, mal auf typischen Dorfwegen wurden wir von den Einwohnern freundlich begrüsst. Wir begegneten Bauern die mit ihren Ochsen das Land bearbeiteten, alte Frauen mit grossen Körben auf dem Rücken schlurften an uns vorbei. Auf dem Rückweg machten wir bei einem kleinen Schulhaus rast und wieder wurden wir von unseren Küchengeister mit Reis, Thunfisch, Kartoffeln, Kabissalat und Bananen verwöhnt. Wir besichtigten kurz die Schule, und da es der letzte Schultag war wurde dieser Tag als Fest gefeiert. Nach unserer Rückkehr begaben wir uns zum Herzstück des Ortes, dem mittelalterlich aussehenden Bandipur Bazar mit seinen schönen 2 und 3 geschossigen Holz-und Lehm-Häusern, geschnitzten Fenstern und überdachten Terrassen, welche im Sommer Schutz vor der Sonne und während des Monsuns Schutz vor dem Regen bieten. Auf den Plätzen im Dorf wurde Weizen gedroschen, Wäsche aufgehängt und Ziegen gemolken. Am Abend meinte es der Wettergott nochmals gnädig mit uns und wir durften einen sensationellen Blick auf die Achttausender um uns herum geniessen. Dann feierten wir den Abschied von unserem Trekking Team, wieder wurden wir von der Küchenmannschaft mit einem kleinen Festessen verwöhnt, bestehend aus Pizza, Momos, Kabissalat und Reis, zum Dessert wurden wir mit einem von ihnen selbstgebackenen Kuchen überrascht. Da es in der Nacht wieder stark geregnet hatte mussten wir unser Programm ändern, so fuhren wir, nach unserem letzten Frühstück im freien und dem Abschied von unserem Trekking-Team, mit Shiva in die 60 km entfernte alte Königsstadt Gorkha. Die Fahrt auf einer vom Regen aufgeweichten und zum Teil auch überschwemmten Strasse stellte sich ziemlich abenteuerlich an. Da in Gorkha auf der staubigen Haupt­strasse der Schwerverkehr dominierte und die Stadt an einem steilen Hang klebt, machte der Ort auf uns überhaupt keinen sehens­werten Eindruck. Der Ort ist heutzutage ein regionales Marktzentrum für die Einheimischen. Etwa 250 Meter über der Stadt auf einem Bergrücken steht der ehemalige Königspalast. Gorkha Durbar ist der Geburtsort des früheren Königs Prithvi Narayan Saha, der begann, die damaligen 46 kleinen Königreiche zu einem Land zu vereinen. Um dorthin zu kommen stiegen wir fast eine Stunde auf etwa 1500 steilen Stein­stufen zu einem kleinen Palast hinauf. Bluttropfen auf den Stufen zeigten an, dass ein Feier­tag anstand an dem Tiere im Tempel geopfert wurden. Wir trafen auf unzählige Einheimische die in diesen Tagen auf den Hügel pilgerten um vor allem den auf etwa halben Weg gelegenen Tempel der Göttin Kali zu besuchen. Dieser Tempel ist Teil des Palastes, er wurde hier als Denkmal für die Eroberung des Kathmandu-Tales errichtet. Es erstaunte uns dass oben beim Palast kaum Be­sucher zu sehen waren, selbst der Ticket-Schalter am Ein­gang war unbesetzt. Bei strömendem Regen besichtigten wir die aus roten gebrannten Ziegeln gebaut Anlage deren Fenster, Balkone und Dachbalken aus dunklem Holz mit Schnitzereien verziert waren. Bei schönem Wetter muss die Aussicht von hier über die Stadt und auf die Berge im Norden gigantisch sein. Dann ging es wieder zurück nach Bandipur, und weil wieder einmal Stromausfall war durften wir unser letztes Abendessen im Hotel bei Kerzenlicht einnehmen. Nach dem Frühstück verliessen wir Bandipur und erreichten nach einer ca. 3 stündigen abwechslungsreichen Fahrt Pokhara, die dritt-grösste Stadt Nepals. Vor dem chinesischen Einmarsch in Tibet war Pokhara ein wichtiger Umschlagsort im Handel zwischen Tibet und Indien. Bis Ende der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war die Stadt nur zu Fuss erreichbar und noch geheimnisumwobener als Kathmandu. Unser Hotel, das Base Camp Resort, befand sich gleich beim Dorfeingang in einem schön angelegten Garten. Nach dem Mittagessen, welches leider wieder einmal ganz auf uns westliche Besucher abgestimmt war, unternahmen wir eine kurze Stadtbesichtigung mit Shiva. Der touristische Stadtteil Pokharas, besser bekannt als „Lakeside “ ist merklich anders als die eigentliche Stadt. Trekking-Liebhaber aus aller Welt stocken hier vor ihrem Bergabenteuer noch mal die Vorräte auf oder entspannen in einem der zahlreichen Touristencafés. Leider war uns der Wettergott auch am heutigen Tag noch nicht so gut gesinnt und der Blick auf die Himalaya Riesen blieb uns wieder einmal versagt. Der nächste Morgen begann für uns mit einem kleinen Fussmarsch zur Bootsanlegestelle am Phewasee, einem der drei Binnenseen im Pokhara-Tal er gilt als der schönste von allen, da er von einer faszinierenden Berglandschaft eingerahmt wird. Mehr als eine Stunde ruderten wir in einem kleinen Holzboot über den See, bei der einzigen kleinen Insel machten wir einen Halt und besichtigten den Hindu-Tempels Varahi-Mandir. Der zweistufige Tempel in Pagoden-Baustil ist dem Hindu-Gott Vishnu geweiht. Diese Gottheit nimmt im hinduistischen Glauben eine bedeutende Position als Quelle von Kreativität und Macht ein. Auch hier werden jedem Samstag vor dem Tempel hinduistische Zeremonien mit Tieropfern abgehalten um die Götter zu ehren. Danach gings weiter zu den Devi's Falls einem seltsamem Naturwunder, ein Wasserfall der als Eingang zur Unterwelt gilt, er verschwindet in einem Loch um dann erst nach 500 Metern wieder aus dem Felsen zum Vorschein zukommen. Die Legende besagt, dass die Kaskade nach einem Touristen namens David benannt wurde, der unvorsichtigerweise zu nah am Wasserfall stand, von diesem mitgerissen wurde und seitdem nie wieder aufgetaucht ist. Anschliessend besichtigten wir das Tibetan Refugee Camp Tashiling mit seinem tibetischen Markt der von einer Exilgemeinschaft bereits in dritter Generation betrieben wird. Nebenan befand sich ein von der österreichischen Regierung gespendetes SOS-Kinderdorf, dieses wurde 1975 als Flüchtlingsheim gegründet und dann 1978 zu einem SOS-Kinderdorf erweitert. Auf dem Rückweg machten wir noch einen kleinen Umweg und besichtigten das „Fishtail Resort“, die einzige Hotelanlage die auf der linken Seite des Sees liegt. Schon die Überfahrt war speziell, ein Fährmann brachte uns mit einem, manuell an einem Seil gezogenen, überdachten Floss auf die kleine Insel inmitten üppiger Natur. Der herrliche Garten mit den vielen blühenden Blumen, und vielen Vögeln, war eine Augenweide, ein richtig schöner Ort um sich zu entspannen. Am Nachmittag bummelten wir nochmals durch Pokhara und tauchten ein letztes Mal in die bunte quirlige Händlerwelt der Nepali mit den vielen kleinen Basaren ein. Wir amüsierten uns über Wasserbüffel die muhend durch die Einkaufsstrasse zogen, kein Mensch störte sich an ihnen so lange sie nicht die gesamten Stände leer frassen, da aber immer genügend Abfall herumliegt finden die Tiere immer wieder irgendetwas essbares. Am nächsten Morgen kurz vor 6 Uhr klingelte das Telefon in unserem Zimmer und der Portier meldete „Gute Bergsicht!“ So begaben wir uns auf Hotelterrasse um den Sonnenaufgang zu geniessen, und da war sie vor unseren Augen, die unvergleichliche Himalaya-Silhouette, hoch in den Himmel ragten der Dhaulagiri, direkt vor uns Annapurna-Süd, der heilige, noch nie bestiegene Berg Macchapuchare, Annapurna II, III und IV. Die ersten Strahlen der noch nicht sichtbaren Sonne erreichten die Spitzen der Gipfel, immer mehr erstrahlten die Berge im Morgenlicht und tauchten die Welt in eine malerische morgendliche Dämmerung, ein fantastischer Anblick. Warum wohl gilt der Himalaya als Wohnsitz der Götter? Vielleicht weil es überirdisch schön ist, wenn beim Sonnenaufgang die Bergspitzen golden glänzen. Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Begnas-See. Angekommen in einem kleinen Dorf wanderten wir etwa 2 Stunden den Hügel hinauf, vorbei an dichten Wäldern, Obstbäumen, Kaffee-und Kardamonplantagen. Eine Gruppe von Schulkindern begleitete uns ein grosses Stück des Weges und teilte mit uns ihre „Sonnenschirme“. Da die Kinder hier bereits in der Schule Englisch lernen und grosses Interesse an den Touristen zeigen, kam man mit ihnen leicht ihn Kontakt. Bei einem kleinen Tempel machten wir eine kurze Rast, dann gings weiter durch einen Dschungelweg zum zweiten grossen See im Pokhara-Tal. Im Begnas Lake Resort, das wunderschön mitten im Wald mit einem phantastischen Blick auf den See und die Berge lag, machten wir unsere Mittagsrast und genossen den herrlichen Rahv-Fisch der hier gezüchtet wird. Der See ist bekannt für sein quellklares Wasser und seinen Fischreichtum. An windstillen tagen spiegeln sich die Berge des Annapurnamassivs auf seiner glitzernden Oberfläche. Auch wir hatten Glück und konnten eine wunderbare „Spiegellandschaft“ mit kleinen Holz und Lehmhütten betrachten. Kurz bevor wir uns auf den Rückweg machten, lichtete sich die Wolkendecke etwas, und wir konnten sogar noch einen Blick auf den Manaslu werfen. Am letzten Tag in Pokhara war schon um 5.45 Uhr Tagwache. Noch vor dem Frühstück machten wir uns mit Shiva und unserem Chauffeur, über eine steile Strasse, auf den Weg nach Sarangkot um zum letzten Mal den Sonnenaufgang über dem Himalaya zu betrachten. Sarangkot ist ein nepalesisches Bergdorf auf einer Höhe von 1‘600 Metern und gehört zu den bekanntesten Aussichtspunkten des Landes mit einem fantastischen Blick auf das Pokhara-Tal und die Himalaya-Gipfel. In der Nähe des Aussichtspunktes verliessen wir unser Auto und begaben uns auf eine recht steile Wanderung zu einem Hügel, wo bereits eine Unmenge von Menschen auf das Spektakel wartete. Dann gings ganz plötzlich los, wie ein“ Anknipsen der Sonne“ wurden die Farben langsam wärmer und wärmer und die ersten Berggipfel wurden von der Sonne angestrahlt, langsam schob sich die Sonne am Horizont aus dem Morgendunst hervor. Ein nur schwer zu beschreibendes Erlebnis welches selbst die besten Fotos nicht wiedergeben können. Gegen 7 Uhr als es fast taghell war konnte man immer noch das Farb- und Schattenspiel bewundern, unglaublich! Kein Wunder, dass relativ viele Touristen das frühe Aufstehen in Kauf nahmen, um hier einen Sonnenaufgang über den Berggipfeln zu erleben. Nach dem herrlichen frühmorgendlichen Erlebnis und einem reichhaltigen Frühstück im Base Camp Resort machten wir uns auf den Weg in den Süden Nepals, in den Chitwan National Park. Dieser liegt nahe an der nepalesisch-indischen Grenze im Tiefland Nepals, dem sogenannten Terai und wird schon zur Gangesebene gezählt. Wer erwartet hat dass man in Nepal nur hohe Berge und alte buddhistische Tempel vorfindet, wird eher überrascht sein dass es im Süden des Landes rund um den Narayani-Fluss einen über 900 qkm grossen Dschungel gibt. Auf unserer Fahrt in den Süden begegneten uns viele Fahrzeuge die mit Girlanden, Gemälden und Bildern ihrer Schutzgötter geschmückt waren. Natürlich durften auch die vielen Hunde, Kühe und Ziegen die hier zum Strassenbild gehörten nicht fehlen. Die Vegetation wurde immer üppiger, die Hitze und die Feuchtigkeit empfing uns wie ein alter, vertrauter Feind, wir durchquerten die landwirtschaftlich intensiv genutzten Tiefebenen von Nepal, kamen an ländlichen Dörfern vorbei. Nach 5 1/2 Std. Autofahrt erreichten wir gegen Mittag den kleinen Ort Sauraha am Rande des Chitwan-Parks. Der Chitwan, übersetzt das Herz des Dschungels, ist der älteste und bekannteste Nationalpark Nepals und wurde 1984 zum UNESCO Naturerbe erklärt. Hier findet man ganz selten Tiger, aber mit Sicherheit Nashörner, Elefanten, Krokodile, Vögel und viele weiter interessante Tiere. Am Fluss Rapti wurden wir bereits von unserem neuen Guide erwartet der uns zur Anlegestelle der Holzboote begleitete, von hier aus begann unsere ¾ stündige Überfahrt. Unterwegs begrüssten uns einige träge, am Ufer liegende Krokodile, aber unser nepalischer Steuermann hatte alles im Griff. Die Strömung auf dem Rapti war ziemlich stark, aber eine lange Stange genügte ihm um ab und zu die Richtung zu korrigieren. Am anderen Flussufer warteten bereits 2 Elefanten auf uns, wovon der eine für das Tragen des Gepäcks bestimmt war. So starteten wir unseren wackligen fast einstündigen Trip in den Urwald zur "Temple Tiger Jungle Lodge" welche am Ufer des Narayani-Flusses, in einer Gartenanlage lag. Hier bezogen wir einen der einfachen auf Stelzen gebauten Holzbungalows, Strom gab es nur morgens und abends per Generator und meist nur kaltes Wasser, dafür besuchte uns hin und wieder ein kleines Tierchen im Zimmer, aber das gehört zum Dschungelleben. Gleich nach der Ankunft bekamen wir eine Einführung in die Aktivitäten die in den nächsten Tagen auf uns warteten. Am späteren Nachmittag brachen wir zu unserem ersten Ausflug in den Dschungel auf. Wir begaben uns zur „Elefantenstation“, einer Art Brücke von wo man auf den Elefantenrücken klettern konnte, auf dem wiederum ein Holzgestell mit Sitzkissen und Rundumarmlehne thronte. Zu dritt sassen wir in diesem Gestell auf dem Rücken des mächtigen Tieres, der Mahout (Elefantentreiber) nahm auf dem Nacken des Tieres Platz und gab seine Befehle über die Elefantenohren. Und schon ging es zum ersten Höhepunkt, vom Startpunkt in der Nähe unserer Lodge ritten oder schaukelten wie ein kleines Boot bei starkem Seegang, durch das Dorf, vorbei an den charakteristischen strohgedeckten Bauernhäusern, und liessen uns über eine Stunde lang durch den Fluss und den Dschungel tragen. Es war erstaunlich durch welches Dickicht, wo zu Fuss kein Durchkommen wäre, sich der Dickhäuter seinen Weg bahnte und es mühelos schaffte auf dem Weg ganze Bäume umzuknicken und Teile davon zu essen. Beim Ritt durch das meterhohe Elefantengras bekamen wir einige der seltenen asiatischen Panzernashörner zu sehen. Nach Sonnenuntergang kehrten wir zum Nachtessen in unsere Lodge zurück und so endete für uns ein einmaliger erlebnisreicher, erster Tag im Urwald. Mit dem Gezwitscher der Vögel erwacht am nächsten Morgen die Tierwelt. Um 6 Uhr wurden wir durch ein „klopfen an unserer Tür“ geweckt, zwei Angestellte der Lodge servierten uns eine erste Tasse Tee vor unserem Häuschen. Nach dem Frühstück wanderten wir mit einem erfahrenen Führer durch den Dschungel und liessen uns die Pflanzenwelt dieses Gebietes erklären, Stille, ab und zu Schreie sowie Rufe der Affen und Vögel, erwarteten uns. Nach dem Mittagessen war Elefantenbreefing angesagt, wir durften mit einem Elefanten auf Tuchfühlung gehen und konnten viel über das Verhalten und über die Lebensweise der Dickhäuter erfahren. Anhand eines „Musterelefanten“ welcher gemütlich im Schatten unter einem Baum stand, erzählte uns der Guide einige interessante Details. Wir hatten auch die einmalige Gelegenheit einen Elefanten zu streicheln und zu füttern, zur Belohnung ging der Dickhäuter vor uns auf die Knie, so ein Riese war recht respekteinflössend. Der Rückweg führte uns vorbei an Lehmhütten in denen Tharu unter sehr einfachen Verhältnissen und matriarchalischer Gesellschaftsform leben, die Frauen haben das Recht auf Scheidung, ein Recht, das wenige Frauen in Nepal haben, übrigens waren die Tharu früher Jäger und Fischer. Am späteren Nachmittag brachen wir nochmals zu einem Ritt in den Dschungel auf, und erkundeten mehr als 2 Stunden lang die Region, blaue Flecken und taube Beine waren auch hier inklusive. Wir konnten einen unbeschreiblich schönen Sonnenuntergang bestaunen, erst bei tiefer Nacht kamen wir wieder zur Lodge zurück und staunten nachträglich noch über den grossen Orientierungssinn des Elefanten der ohne Licht und ohne Navi den Rückweg durch die tiefe Finsternis fand. Am anderen Morgen hiess es wieder Abschiednehmen, nach dem Frühstück machten wir uns auf den Rückweg, 1 ½ Std ritten wir wieder durch den Urwald zur Bootanlegestelle und fuhren 1 Std mit dem Boot auf dem Rapti River zurück nach Sauraha wo bereits wieder unser Fahrer auf uns wartete. Von hier starteten wir zu unserer 170 km langen 6 stündigen Weitereise in Richtung Kathmandu. In Kurintar machten wir einen Halt um den Manakamanatempel zu besuchen, der vor allem nepalesische Pilger anzieht. Mit der einzigen Seilbahn in ganz Nepal, welche 1998 durch österreichische Unterstützung erbaut wurde, ging es in weniger als 20 Minuten hinauf zur Bergstation auf 1302 m Höhe. Das Pilgerzentrum war vor dem Seilbahnbau nur mühsam über Tausende von Natursteintreppen erreichbar. Hier oben in Manakamana konnten wir den Touristenrummel hinduistischer Art erleben. Von der Seilbahnstation führte ein Weg durch Souvenirstände mit Bildern aller hinduistischen Gottheiten und anderen „Raritäten“, zum Platz mit dem berühmten Manakamana Devi Tempel, dieser wurde der hinduistischen Göttin Bhagvati geweiht. Bhagvati wird die Kraft zugesprochen, dass sie alle Wünsche erfüllt. Da das wichtigste Fest des Landes, das "Dashain“, gefeiert wurde warteten vor dem Tempel angebundene Ziegen darauf geopfert zu werden. Mit dem Blut einer Schicksalsgenossin wurde auf dem Platz vor dem Eingang ein grosser Kreis gemalt, in der Mitte lagen bunte Blütenblätter  Im Verlaufe der Feierlichkeiten werden noch unzählige Tiere geopfert werden, vor allem Geissböcke und Jungstiere. Sind gefragt. Dashain ist das längste und am intensivsten gefeierte Festival in Nepal und dauert meisten 15 Tage lang, Verwandten reisen von Nah und Fern an. Es ist das Fest, das den Sieg des Guten über das Böse feiert. Nach etwa zwei Stunden gings mit der Seilbahn zurück ins Tal, wir genossen dabei die wunderschöne Aussicht auf das grüne, umliegende Tal und den Tribulier. Wir bestaunten aber auch die entgegenkommenden Transportgondeln welche mit Ziegenböcken beladen waren, diese wiederum waren mit einem Gepäckanhänger versehen wie die Koffer am Flughafen. Unseren vorletzten Tag in Nepal begannen wir mit der Besichtigung der Bodnath Stupa, dem Zentrum der Tibeter im Königstal. Mit einem Durchmesser von 40 m ist sie eines der grössten buddhistischen Bauwerke der Welt. Zwischen mehrstöckigen Häusern eines Wohngebietes gelangten wir durch eine unscheinbare Gasse zu einem riesigen Platz von dem aus der Stupa in den Himmel ragte. Hier stockt vermutlich fast jedem Besucher für wenige Sekunden der Atem, denn der Anblick der riesigen weissen Kuppel und des goldenen Turmes mit den vier grossen Buddha Augen sucht seinesgleichen. Tausende bunte Gebetsflaggen verzierten den Stupa und flatterten geräuschvoll im Wind. Auf dem Weg rund um den Tempel bewegte sich ein Strom von Pilgern die unaufhörlich das Mantra "Om mani padme hum" murmelnd ihre Gebetsmühlen drehten, um so gutes Karma zu erzeugen. Es herrschte nahezu Stille hier, nur das Schlurfen der Schritte war zu hören. Anschliessend genossen wir von der Terrasse eines Restaurants bei einer Tasse Nepali-Tee den Blick auf einer der zauberhaftesten Orte im Kathmandutal. Natürlich befanden sich hier neben Wohnhäusern auch zahlreiche Geschäfte, die tibetanische Souvenirs anbieten. Auch wir kamen an den Souvenirs nicht vorbei und kauften im Boudha Stupa Thanka Centre ein wunderschönes Thangka, ein Rollbild des tantrischen Buddhismus, auf dem geometrische Schaubilder und Schutzgottheiten abgebildet sind. Anschliessend begaben wir uns nach Pashupatinat dem heiligsten Ort Nepals, hier steht am Ufer des Bagmati der wichtigste Shiva-Tempel. Den Tempelhof und den Pashupatinath-Tempel und die Arya Ghats dürfen nur Hindus betreten, Arya Ghats sind die Verbrennungsstätten der höheren Kasten. Die Surya Ghats dienen dagegen der ärmeren Bevölkerung als Verbrennungsplatz. Da Nepal in den letzten Tagen von einem starken Erdbeben erschüttert wurde und es viele Tote gab, fanden fast ständig Verbrennungen statt und das Ufer war mit dicken Rauchschwaden überzogen. Obwohl wir schon vor 6 Jahren diesen Ort besucht haben waren diese Rituale für uns auch dieses Mal absolut gewöhnungsbedürftig: Leichname in gelbe Tücher gehüllt, Menschen, die in aller Öffentlichkeit trauern und Abschied nehmen, die schwelenden Feuer, die dazugehörenden Gerüche. Da der Bagmati direkt in den Ganges mündet möchten nepalesische Hindus unbedingt hier verbrannt werden, denn so gelangt ihre Asche auf dem schnellsten Weg in den heiligen Fluss. Wer hier stirbt, hat angeblich das Glück ohne Umweg zur Erlösung zu gelangen und muss sich nicht durch den Kreislauf der Wiedergeburten quälen. Für uns rätselhaft, verwirrend und faszinierend zugleich! Zum Schluss besuchten wir den "Pancha Deval" Komplex der sich innerhalb der Tempelanlage befindet, hier ist heute das Altenheim des Mutter Theresa Ordens untergebracht. Finanziert wird die Einrichtung durch den Orden, die Regierung und externe Spenden. Es ist das einzige seiner Art in Nepal, hier werden alte Menschen, die keine Angehörigen mehr haben aufgenommen. In Nepal gibt es kein Rentensystem. Die Alten und Kranken werden mit Essen versorgt und erhalten eine Schlafstätte. Direkt hinter dem Eingang konnten wir dann Einblick in das Leben im Heim bekommen, dass es sich hier bestimmt nicht um eine touristische Sehenswürdigkeit handelte sondern dass man Nepal von seiner echten Seite kennenlernt, wurde uns schon beim Betreten des Gebäudes bewusst. Eine Reihe von alten, bedürftigen Menschen sassen an einem langen Tisch und warteten auf ihre Essensportionen, nebenan konnte man eine Art Nische in den Seitenmauern mit einer Matratze und einem kleinen Holzregal darüber erblicken, hier wurden die persönlichen Habseligkeiten untergebracht. An diesem Ort wurde uns wieder einmal vor Augen geführt, wie an so vielen Orten in Nepal, wie gut es uns doch geht. Weil unser Hotel Shanker überbucht war, mussten wir dieses am späteren Nachmittag verlassen und ins Annapurna Hotel umsiedeln. Obwohl das Annapurna das teuerste und beste Hotel mit den meisten Sternen vor Ort war, fanden wir den Tausch schlecht, wir wechselten von einer gemütlichen persönlichen Atmosphäre in eine total kalte Anlage. Und schon war unser letzter Tag in Nepal angekommen. Unser Hotel befand sich in der Nähe des touristischen Zentrums, des ehemaligen Königspalastes und des Garden of Dreams, so konnten wir die restliche Zeit bis zum Abflug am Abend in dieser Gegend verbringen. Um 17 Uhr wurden wir von Shiva und unserem Fahrer zum Flughafen gebracht, gegen 21.oo Uhr startete unsere Maschine nach unzähligen Personenkontrollen pünktlich von Kathmandu nach Doha. So endete unsere Reise durch ein wunderschönes Land mit einer geheimnisvollen Kultur, ein Land wo wir viel gesehen und auch viel erlebt haben. Die atemberaubend schöne Landschaft, die unmittelbare Nähe zum Himalaya, die unverfälschte Kultur, die gastfreundliche und warmherzige Bevölkerung, aber auch tiefe Armut, all das trägt zu der Mystik dieses Landes bei.
 
Zum Schluss bleibt uns nur noch zu Sagen
NAMASTE
DHANYABAD
 
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