Bienvenidos en Perú
 
Endlich war es soweit, nach langer Vorbereitung und umfangreichem Studium der Reiseführer war der ersehnte Abreisetag gekommen. Der 2. November 1998 war ein langer Reisetag, schon morgens um sieben Uhr startete unser Flugzeug von Zürich nach Amsterdam. Von Amsterdam ging’s dann in einem 10 stündigen Flug nach Aruba, einer der drei Inseln der niederländischen Antillen, und von dort, nach einer kurzen Zwischenlandung, nach Lima. Hier landeten wir drei Stunden und 45 Minuten später um 19 Uhr Ortszeit (01.00 in der Schweiz) auf dem Flughafen Jorge Chavez. Da der Flughafen vor unserer Ankunft einige Stunden geschlossen worden war, mussten wir fast eine Stunde über der Stadt „kreisen“, dementsprechend gross war dann nach der Ankunft der Andrang am Immigrationsschalter und am Gepäcksband. Nachdem wir eine endlos lange Zeit auf unser Gepäck gewartet hatten, ging’s per Taxi zu unserem Hostal „La Castellana“in den Stadtteil Miraflores. Da es in der Zwischenzeit fast Mitternacht geworden war, hatten wir nur noch ein Ziel und das war unter die Bettdecke zu schlüpfen. Nach dem Frühstück beschlossen wir uns ein wenig in Miraflores, dem Stadtteil in dem sich die finanzkräftigere Bevölkerung angesiedelt hatte, umzusehen. Hotels in gehobenen Standards waren hier ebenso zu finden wie Flanierstrassen mit Boutiquen, Souvenirgeschäfte und Supermärkte. Aber auch mobile Händler die, je nach vorhandenem Betriebskapital, aus fahrbaren „Häuschen, improvisierten Ständen, Bauchläden oder aus einer Umhängetasche heraus Zeitungen, Zigaretten, Süssigkeiten, Telefonkarten, Lotterielose und andere Dinge des täglichen Bedarfs verkauften. Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes in der Hauptstadt begaben wir uns zum historischen Zentrum der Stadt, zur „Plaza de Armas“. Von den Parkbänken aus, welche die Plaza säumten, schauten wir dem bunten Treiben auf dem belebten Platz zu, wir konnten fliegende Händler oder auf Kunden wartende Schuhputzer beobachten. Rund um die Plaza wurde die Kathedrale, in der Francisco Pizarro beerdigt wurde und der mit seinen hölzernen Balkonen und reich verzierten Fassade fast originalgetreu rekonstruierte Erzbischöfliche Palast erbaut. Auch der Präsidentenpalast befand sich dort, vor dem neben Panzerfahrzeugen auch die traditionelle Palastwache zu sehen war. Nach drei Tagen verliessen wir die riesige, chaotischen und lärmende Stadt Lima, die man aber bei einem Aufenthalt von Perú trotzdem einmal besucht haben sollte, um unser nächstes Ziel, Cusco, ins Visier zu nehmen. Am frühen Morgen starteten wir unsere Weiterreise mit einem fantastischen Flug quer über die schneebedeckten Höhenzüge der Anden, nach Cusco, dem “Nabel der Welt“. Der Landeanflug war ein Erlebnis für sich, das Flugzeug bewegte sich sehr nahe an den Bergen vorbei, um dann in einem breiten Tal in Cusco, der ehemalige Hauptstadt des Inkareiches auf 3310 Meter Höhe zu landen. Vor dem Terminal wurden wir von einer Menge von Taxifahrern angesprochen, die uns alle den „besten Tarif“ für die Fahrt in die Stadt anboten. Nach einigem Verhandeln hatten wir dann einen ordentlichen Preis bekommen und konnten losfahren. Während der Fahrt zum Hotel machte uns der freundliche Fahrer auf die Höhenlage von Cusco aufmerksam. Er erklärte uns wie wir uns Verhalten sollten damit wir keine Akklimatisierungsprobleme haben würden, dabei erzählte er uns einige interessante Dinge über die Geschichte von Cusco. Am Ende der Fahrt stellte sich dann heraus dass er Student war und für ein kleines Unternehmen arbeitete welches auch Ausflüge organisierte. Bei unserer Ankunft im Hotel wurde uns zur Begrüssung "Mate de Coca" (Coca-Tee) gereicht. Nach dem wir uns ein wenig aufs Ohr gelegt hatten um uns an die Höhe zu gewöhnen, machten wir uns auf zur Plaza de Armas, die von kolonialen Gebäuden mit Balkonen und zwei sehr imposanten Kirchen umrahmt wurde. In den engen Gassen konnten wir teilweise noch original Steinmauern der Inkas erblicken und unter den Arkaden der Häuser sah man kleine Geschäfte und Reiseagenturen, nette Restaurants und Cafés luden zum Verweilen ein. Zwischendurch konnten wir auch einen Blick hinter die Fassaden werfen und oft schöne Innenhöfe entdecken. Viele der hiesigen Gebäude wurden auf alten Inka-Grundmauern erstellt, diese wurden ganz ohne Zement erbaut. Für den Nachmittag hatten wir eine Tour durch die Stadt gebucht. Zuerst besichtigten wir die Kathedrale auf der Plaza de Armas, eines der beeindruckendsten Gebäude Cuscos, diese wurde auf den zerstörten Resten eines wichtigen Inkapalastes erbaut. Im Inneren konnte man die koloniale Goldschmiedekunst, feine holzgeschnitzte Altäre und eine Gemäldesammlung bewundern. Es gab kaum eine Wand oder Nische, die nicht mit überladenen und vergoldeten Altären verstellt war. Einer der beiden über 30 m hohen Kirchtürme beherbergt die grösste und berühmteste Glocke Südamerikas, die "Maria  Angola". die angeblich 40 km weit zu hören sein soll. Nicht weniger Beachtung schenkten wir der massiven Nachbarkirche „La Compañía“, die der Kathedrale in Sachen Prunk um nichts nachstand,diese wurde ebenfalls auf den Grundmauern eines Inkatempels erbaut. Dann ging es weiter zur Kirche und zum Konvent Santa Domingo, auf dessen Gelände 1950 durch ein Erdbeben die Reste des Sonnenheiligtums Qoricancha freigelegt wurden. Mit einer kurzen Busfahrt ging’s dann zur hoch über den Hügeln von Cusco thronenden, eindrucksvollen Inkafestung Sacsayhuaman“. Oben angekommen genossen wir zuerst einmal den Anblick der herumstehenden, mit roten Bändern geschmückten Lamas. Bei strömendem Regen besichtigten wir die sich über eine Fläche von 3000 Hektar erstreckende Anlage, mit den noch guterhaltenen terrassenförmig gebauten Zick-Zack Mauerwällen und den präzise gearbeiteten Felsblöcken. Die Steinquader wurden nicht mit Mörtel verbunden, die Steinblöcke wurden so dicht und präzise aneinandergefügt, dass bis heute, ein halbes Jahrtausend nach deren Errichtung keine Messerschneide und auch keine Rasierklinge dazwischen geschoben werden kann. Zwischen den drei Mauerwällen und dem gegenüberliegenden Hügel, auf dem sich der Thron der Inkakönigs befand, konnten wir einen grossen Platz erblicken der damals wie heute zur Austragung von Festen genutzt wurde. Heute bildet die Ausgrabung die architektonische Kulisse für das grösste Inka-Festivals, das Intiraymi (Sonnenfest). Nicht weit von der Anlage entfernt konnte man den Christo Blanco erblicken, eine haushohe, weisse Christus-Statue, ähnlich die auf dem Corcovado in Rio de Janeiro, welche ihre Arme schützend über die Stadt ausbreitet. Von diesem Aussichtspunkt hatten wir einen herrlichen Blick auf ein Meer von rotbraunen Dächern aus welchem die Kirchtürme emporragten und in dessen Mitte sich die Plaza de Armas befand. Nach der Besichtigung von Sacsayhuamán fuhren wir zum Heiligtum von Qenqo das seinen Namen der schlangenförmigen Opferrinne im Fels verdankt. Inkapriester liessen hier angeblich im Zuge geheimnisvoller Opferrituale Chica, geweihtes Wasser oder sogar Menschenblut durchrinnen. Im Innern des Felsen öffnete eine Spalte den Zugang zu einer Plattform die möglicherweise als Altar für Zeremonien genutzt wurde. Von Qenqo ging’s weiter nach Tambomachay, das entweder ein Landsitz eines Inkas oder ein Badeheiligtum war, den Inkas war das Wasser heilig. Noch heute fliesst es hier aus den terrassenförmig angelegten Mauern und niemand weiss genau, wo es herkommt. Eine Quechua-Legende besagt über die Wirkung der drei kleinen Wasserläufe: Trinkt man von dem Wasserlauf rechts unten, so soll man davon jünger werden, trinkt man vom Wasserlauf links unten, so wird man Zwillinge bekommen, und der obere Wasserlauf soll eine segnende Wirkung haben. Einige Kilometer weiter besichtigten wir die an einer Strasse gelegenen Überreste von Puca Pucara. Die sogenannte "Rote Festung" war aller Wahrscheinlichkeit nach eine von vielen fest eingerichteten Stationen, in denen die Stafetten Läufer der Inka ausgetauscht oder Waren gelagert wurden. Am nächsten Morgen in der Früh fuhren wir mit dem Taxi durch das dunkle Cusco zum Bahnhof „Estación Ferrocarril San Pedro“ hier herrschte bereits hektisches Treiben. Als die Bahnfahrt nach Machu Picchu endlich los ging wurde es bereits hell, vor uns lagen nun knappe 4 Stunden faszinierende Zugfahrt mit der Schmalspurbahn nach Aguas Calientes. Im Zickzack ging es aus der Stadt heraus. Es war ein interessantes Erlebnis für uns zu beobachten wie der Zug, um den Berg hochfahren zu können, einmal vorwärts und dann wieder rückwärts den Hang entlang fuhr. Bei jedem Zickzack-Wechsel musste der Schaffner vom Zug abspringen und die Weiche umlegen. Wir fuhren durch die ärmeren Siedlungen an der Stadtgrenze, wo viel Müll und Dreck herumlagen. Je höher der Zug kam, ein je schöner werdender  Blick auf Cusco mit seinen roten Dächern bot sich uns. Wir erreichten zuerst die Hochebene des Antatales, bis es ächzend und quietschend durch eine steile Schlucht in das enge Urubambatal ging. Ab Ollantaytambo gab es keine Strasse mehr durchs Tal, wurde der Zug nur noch vom tosenden Rio Urubamba begleitet. Die Reise ging durch eine abwechslungsreiche Landschaft mit vielen hohen, schneebedeckten Bergen, aber auch teilweise durch den Urwald. Nach 3½ Stunden erreichen wir die Bahnstation Aquas Calientes. Die Souvenirläden und Restaurants standen direkt an den Bahngleisen, da es keinen Bahnsteig gab konnten wir aus dem Zug gleich auf das Gleisbett springen und an den Schienen entlang zu den wartenden Bussen laufen. Mit Kleinbussen wurden wir in einer 35 minütigen Fahrt, auf einer Serpentinenstrasse, welche Kehre um Kehre auf einer scheinbar nicht enden wollenden Sandpiste den Berg hinauf ging, zum Machu Picchu gebracht. Da lag sie nun vor unseren Augen, die Inkafestung Machu Picchu, welche im Vorfeld unserer Südamerikareise sicher das Ziel war, auf das wir uns am meisten gefreut hatten, und nun standen wir selber vor dieser grandiosen Kulisse. Eine unglaubliche Menschenmenge versammelte sich vor dem Eingang der Ausgrabung, nichts war zu spüren von der Anziehungskraft dieses heiligen Ortes. Unter uns konnten wir das wunderschöne grüne Urubamba Tal mit der Haltestelle und dem Ort Aguas Calientes erblicken. Da die Anlage recht gross war, aber auch um etwas über die Geschichte dieser Ausgrabung zu hören, hatten wir uns einer geführten Gruppe angeschlossen. Unsere Besichtigungstour dauerte dann auch gute 3 Stunden. Zur Mystik der Ruinen von Machu Picchu hat sicherlich auch beigetragen, dass nur sehr wenig bekannt ist über die Entstehung und Verwendung der Stadt welche auf einem Bergrücken steht. War es eine Sommerresidenz der Inkaherrscher, Fluchtburg, Festung gegen wilde Amazonasstämme oder alles zusammen? Nachdem Betreten der eigentlichen Anlage ging’s an einer Mauer entlang durch typische Terrassen zum Aussichtspunkt "Puesto de Vigilancia", dem berühmten Aussichtspunkt mit dem Machu Picchu weltweit bekannt wurde und von dem vermutlich jährlich Tausende von Fotos gemacht werden. Zu Inka-Zeiten diente diese Stelle, die an einem strategischen Punkt auf dem Bergkamm errichtet wurde, wahrscheinlich als Kontrollpunkt für den Zutritt zur eigentlichen Stadt. Erstaunt waren wir ob der recht guten Erhaltung der Terrassen für den landwirtschaftlichen Anbau, der Häuserreste und Tempel, man konnte sich ganz gut vorstellen wie die ganze Anlage einmal ausgesehen haben könnte. Imponierend war für uns auch wie die Menschen früher (um 1460) mit den einfachsten Werkzeugen so perfekte Mauern errichten konnten wo Steine ohne den kleinsten Zwischenraum ineinander passten. Wir besichtigten den „Intihuatana, den Stein, an dem die Sonne fest gebunden wird“, ein aus einem Granitblock herausgehauener Stein, der für die Inka's eine Art Sonnenuhr darstellte und für astronomische Zwecke diente. Dann ging’s weiter zum Observatorium, vorbei am Opferaltar, zum Tempel des Kondors. Auf der Erde konnte man einen Stein in Form eines Kondor Kopfes erblicken, dieser sollte den Übergang von der materiellen Welt in eine geistige Welt symbolisieren. Nach einem kleinen Imbiss fuhren wir mit dem Bus wieder abwärts zur Bahnstation. Während der Serpentinenfahrt wurde uns noch eine kleine „Touristenshow“ geboten, vor unserem Bus sprang ein Indiojunge mit nackten Füssen quer durchs Gebüsch talwärts. Jede Kurve erreichte er vor unserem Fahrzeug, rief etwas wie "Willkommen" und lief dann eine Weile vor uns her, bevor er wieder im Gebüsch verschwand. Unten im Tal, bei der Bahnstation, erwartete er dann die Touristen um von ihnen dann ein wohlverdientes Trinkgeld „zu kassieren“. Auf der Rückfahrt mit dem Zug konnten wir zwischen den Geleisen hin und her gehende Frauen beobachten die allerlei Esswaren und Souvenirs anboten. Am späten Abend, bei Klängen peruanischer Musik, schaukelte unser Zug wieder quietschend und ächzend nach Cusco herunter. Da es mittlerweile bereits dunkel geworden war, hatten wir einen phantastischen Blick auf die beleuchtete Plaza de Armas und die Kathedrale. Rechts und links des Zuges konnte man Lehmhütten erblicken vor denen Indios teilweise am offenen Feuer sassen. Zum Abschluss des Tages durften wir mit gutem Gewissen sagen dass Machu Picchu für uns ein unvergessliches Erlebnis war. Am Sonntag wollten wir uns den bekannten Indiomarkt in Pisaq nicht entgehen lassen und so buchten wir einen Ausflug durch das wunderschöne "Valle Sacrado de los Incas", das heilige Tal der Inkas. Das Tal war für die Inkas wegen seinen fruchtbaren Böden und dem milden Klima von sehr wichtiger Bedeutung. Rechts und links der Strasse erblickten wir kleine quadratische oder rechteckige terrassenartige Felder, das ganze Tal sah irgendwie unberührt aus. Durch dieses Tal ging nun unsere Fahrt bis hin nach Pisaq zum berühmten und wohl buntesten Indio Markt. Überall sahen wir verkaufsfreudige Händler, Frauen und Mädchen in bunten Trachten und buntbestickten, flachen, schüsselartigen Gebilden auf dem Kopf, die sehr fotogen wirkten. Es wurde Obst und Gemüse, bunte Decken, Lamafelle, Hemden mit Inkamustern und viele kleine Souvenirs angeboten. Natürlich versuchten auch wir hier unser Händlergeschick und erstanden ein paar Souvenirs für die Daheimgebliebenen. Dann stand als nächstes Ollantaytambo auf dem Programm. Nach einer wunderschönen Fahrt entlang des Rio Urubamba gelangten wir nach Ollantaytambo, einer Inkasiedlung deren typischer Grundriss bis heute noch gut erkennbar ist. Diese ehemalige Festung soll den Inkas als Kontroll-und Beobachtungsposten zum Zugang des heiligen Tales gedient haben. Beim Aufstieg zur berühmten Inkafestung mit ihren riesigen, bis zu 50 Tonnen schweren Steinquadern aus der Spätzeit der Inkas und mit ihren riesigen Terrassen kamen wir ganz schön aus der Puste. Einst wurden hier die die Herzen der Inka-Herrscher bestattet. Oben wurden wir mit einer schönen Aussicht auf die Festung am gegenüber liegenden Berg belohnt, hier sah man weitere Terrassen, Tempel und grosse Getreidespeicher, die direkt in die Bergwände gebaut wurden. Ausserdem konnte man zwei in Felsen gehauene Gesichter erkennen, das eine davon soll Viracocha, den Schöpfergott, darstellen. Auf der Heimfahrt machten wir noch einen Stopp in Chinchero, „der Stadt des Regenbogens“, die etwa auf halber Strecke zwischen Urubamba und Cusco lag. Vor der auf Inka-Fundamenten erbauten, sehr schön bemalten Dorfkirche fand der landesweit bekannte farbenprächtige Sonntagsmarkt statt. Hier verströmen die uralten Inka-Ruinen und die traditionell gekleideten Bewohner noch die ursprüngliche Seele des Landes. Wir konnten einen paradiesischen Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel der Cordillera Vilcabamba geniessen. Ursprünglich herrschte hier ein Tauschmarkt, aber heute wechselten hier natürlich auch Geldscheine ihren Besitzer. Beim Bummel über den Markt konnten wir Indios auf dem Boden sitzend ihre Waren anbietend beobachten, Indiofrauen trugen ihre kleinen Kinder auf dem Rücken. Neben Stoffen und bunten Bändern wurden hauptsächlich Obst und Gemüse angeboten. Auch Coca Blätter wurden in grossen Mengen ganz legal verkauft. Ab und zu konnte man einen Indio erblicken, der mit dicker Backe die kleinen Blätter kaute. Von Chinchero aus ging unsere Fahrt wieder zurück nach Cusco. Da es ja überall so nahe dem Äquator sehr früh eindunkelt und schlagartig Nacht wird, konnten wir auch diesmal bei unserer Ankunft in Cusco auf ein herrliches Lichtermeer über der Stadt hinunterblicken. Am Montagmorgen früh machten wir uns auf den Weg zum zweiten Bahnhof von Cusco, der Estación del Sur Wanchaq ,hier erwartete uns eines der schönsten Eisenbahnerlebnisse Südamerikas, die Fahrt mit der „Andenbahn“ von Cusco an den Titicacasee. Das Zugsabteil war mit Ledersitzen und Tischen ausgestattet an denen jeweils 4 Personen die Fahrt geniessen konnten. Es sah fast aus wie eine Zeremonie, als sich der Zug langsam in Bewegung setzte, der Schaffner läutete von Hand die Abfahrtsglocke am Bahngleis und dann ging die Reise los. Es rüttelte und schüttelte dass es eine wahre Freude war, zwischen den Wagen gab’s keine Türen, man musste praktisch von einem Wagen zum anderen hüpfen. Es war unglaublich faszinierend zu sehen wie ein Kellner das mit Essen beladene Tablett gekonnt durch den Wagon jonglierte, und wie die Getränke von rechts nach links und umgekehrt auf den Tischen herumrutschten. Zunächst ging die Fahrt am Fluss entlang durch grüne Täler. Überall an den Haltestellen herrschte emsiges Treiben, Händler boten durch das Zugsfenster Getränke, Obst und Empanadas und andere Leckereien an. Die unterdurchschnittliche Geschwindigkeit des Zuges hatte etwas Gutes, so konnte man die vielen typischen peruanischen Szenen mitten aus dem Leben beobachten. Dann schnaufte der Zug immer höher durch eine grandiose Landschaft mitten durchs Hochgebirge. Am Pass „Abra La Raya“ der Wasserscheide zwischen Hochland und Amazonasgebiet, auf 4.340m legten wir einen kurzen Halt ein. Irgendeinmal tuckerte der Gegenzug voll mit Touristen an uns vorbei. Auf der Weiterfahrt konnten wir auf den Weiden der von den Andenkordilleren gesäumten Hochebene Lamas beim Grasen beobachten. Beim Passieren kleiner Bergdörfer liefen viele Kinder freudig winkend hinter dem Zug her um dann beim nächsten Halt die von den Reisenden verteilten Süssigkeiten und Kugelschreiber entgegen zu nehmen. Am späten Nachmittag trafen wir in Juliaca ein. Bei der Einfahrt in die Stadt durchfuhr der Zug im Schritttempo den örtlichen Markt. Unbeschreiblich, was man dabei alles zu sehen bekam. Da auch die Geleise zum Handeln benützt wurden herrschte ein emsiges Treiben mit Waren die auf die Seite gestellt werden mussten, damit überhaupt ein passieren des Zuges möglich war. Unwahrscheinlich, was hier alles zum Verkauf angeboten wurde. Am Bahnhof in Juliaca wurden wir von Markus erwartet der uns in sein Dorf nach Arapa eingeladen hatte. In flottem Tempo drehten sich die Räder von Markus Landrover auf der rund einstündigen Fahrt über eine Schotterpiste in das wunderschön auf 3800 Meter am Lago de Arapa gelegene gleichnamige Dorf, welches bis anhin noch nicht vom Tourismus heimgesucht wurde. In Arapa spricht man Quechua, die meistgesprochene indigene Sprache Südamerikas. Hier wurden wir von Markus Haushaltsfamilie herzlich begrüsst. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Iscayapi um die Forellenverarbeitungsfabrik, die einige Tage später eröffnet werden sollte, zu besichtigen. In dieser Fabrik, deren Mitbegründer Markus war, wurden Forellen welche im glasklaren Wasser des Arapasees gezüchtet wurden zu Konserven verarbeitet um sie dann weltweit verkaufen zu können. Nach dem Mittagessen verabschiedeten wir uns von Enriqueta, Nabal und der Familie um mit Markus nach Puno zu fahren. Die Fahrt von Arapa nach Juliaca ging durch eine Steppenlandschaft, welche trotz ihrer Kargheit ein ganz besonderer Reiz ausstrahlte, die Wolken schienen zum Greifen nahe. Immer wieder konnten wir typische kleine Lehmhäuser erblicken die mit einer Mauer umgeben waren, meistens sah man zur Strasse ein Tor oder oftmals gar einen hohen Torbogen. Von Juliaca ging es weiter in Richtung Puno am Titicacasee. Auf einer öden Hochebene vor Puno bog die Strasse nach Sillustani ab. Unscheinbar tauchten plötzlich die Grabtürme auf, welche am Ufer des Umayo-See, in einer wunderbaren, "irisch-schottisch" anmutenden Landschaft lagen, überall sah man Schafe weiden. Bei der Wanderung durch diesen mystischen Ort wo die Inkas ihre Toten bestatteten, besichtigten wir die fein bearbeiteten, aus Basalt- und Trachytsteinen bestehenden, Ruinen der Chullpas. Teilweise erreichen die Grabtürme von Sillustani eine Höhe von 12 Metern. Dieser Ort wirkte unheimlich ruhig, wir genossen die Landschaft die uns hier so unberührt und vollkommen erschien. Vom Hochplateau hatten wir eine herrliche Aussicht auf das glitzernde Wasser und die grüne endlose Weite des Altiplano am Horizont, die untergehende Sonne bildete dazu eine traumhafte Kulisse. Mit vielen Eindrücken, die uns noch lange erhalten bleiben werden, ging unser letzter Tag in Perú, einem Land reich an Traditionen, Sehenswürdigkeiten und Kultur zu Ende.