Unsere Reise nach Guatemala begann am frühen Morgen des 12. Novembers 1995 mit einem Flug der Aviateca von Cancún nach Guatemala-City. Beim eineinhalbstündigen Flug blickten wir auf die endlose Weite des Dschungels, beim Landeanflug auf die Landesmetropole konnten wir das Bergland mit seinen majestätischen Vulkanen bewundern.

„La nueva Guatemala de la Asunción“ so lautet der eigentliche Name der Hauptstadt Guatemalas, für Guatemalteken heisst es entweder „Guatemala“-„La Capital“-„Ciudad de Guatemala“ oder kurz und bündig „Guate“. Der erste Tag unserer Reise begann mit einer Stadtrundfahrt durch das Botschafts-und Villenviertel, von dort ging’s weiter in die Stadtmitte zum „Parque Central“ wo sich der prächtige monumental wirkende Nationalpalast befindet. Hier besichtigten wir den pompösen Empfangssaal und den Bankettsaal mit den luxuriösen Parkettböden und der prächtigen Kassettendecke aus verschiedenen Hölzern. Natürlich stand auch der Besuch des historischen Museum, welches im Gebäude beheimatet ist, auf dem Programm. Dann ging’s weiter zur Kathedrale deren Eingang von zwei mächtigen Glockentürmen beherrscht wird. Im Innern konnte man Bildnisse, Figuren und eine Unmenge an Altären der bekanntesten Künstler des Landes besichtigen, die deutsche Orgel aus dem Jahre 1937 soll die Beste in ganz Zentralamerika sein. Beim Verlassen der Kirche wurden wir von einer Menge eifriger Händlerinnen umringt, die alle unbedingt ihre schönen Handarbeiten verkaufen wollten. Dann stand uns die Besichtigung des Minerva Parks bevor, hier wurde eine 1800m² grosse Reliefkarte des gesamten Landes erstellt, auf dieser waren die Gebirgszüge und Vulkanketten überdeutlich zu erkennen. Das Relief veranschaulichte besser als jede Landkarte die Besonderheiten der Topografie des Landes. Von den beiden Aussichtsplattformen konnte man das Ganze prima überblicken. Nach knapp 1-stündigen Fahrt Richtung Südwesten durch das guatemaltekische Hochland, erreichten wir die malerische Kolonialstadt Antigua, eine kleine farbenfrohe und absolut liebenswerte ehemalige Kolonialstadt im Schosse dreier Vulkane. Zweihundert Jahre lang war Antigua Guatemala die Hauptstadt des Königreichs Guatemala und das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. Damals trug die Stadt zu Ehren des Schutzpatrons Santiago, den schier endlosen Namen „muy Noble y muy Leal Ciudad de Santiago de los Caballeros de Guatemalas. Als im Jahr 1773 ein schweres Erdbeben Antigua erschütterte wurde in 30 Kilometer Entfernung Guatemala Nueva als neue Hauptstadt errichtet, das Herz des Landes aber schlägt im Grunde in Antigua. Prächtige Kolonialgebäude, Gassen mit holprigen Kopfsteinpflaster, gewaltige Klosterruinen und imposante Kirchenfassaden prägten das Stadtbild. Die erste Station war das Kloster „Nuestra Señora de la Merced“, welches zwischen 1541 und 1584 erbaut wurde. Das Kloster zählt zu den schönsten späten Barockbauten. Im Innenhof  konnten wir den "Brunnen der Fische" besichtigen, hier betrieben die Mönche damals eine kleine Fischzucht. Vom 2. Stock des Gebäudes hatte man einen phantastischen Blick auf die drei mächtigen Vulkanen Agua, Fuego und Acatenango welche die Stadt umgeben. Nicht weit von der La Merced-Kirche entfernt befindet sich das beliebteste Postkartenmotiv der Stadt, der „Arco de Santa Catalina“. Der Bogen wurde angeblich gebaut, damit die Nonnen des Klosters Santa Catalina die Kirche auf der anderen Seite der Strasse besuchen konnten, ohne sich unter das gemeine Volk zu mischen. Auch das Kloster San Francisco stand auf dem Besuchsprogramm. Von der ursprünglichen Kirche blieb nur noch eine Kapelle zu Ehren von Hermano Pedro, dem einzigen Heiligen Guatemalas, übrig. Hinter der Kirche konnte man die Ruinen des zerstörten Klosters besichtigen. Dann kamen wir zum „kommerziellen Teil „ des Tages, dem Besuch einer Jade-Schleiferei, einer traditionsreichen Kunst, welcher bereits die alten Mayas mit sehr viel Hingabe zum Detail nachgingen. Wir übernachteten hier im Hotel Santo Domingo, dieses wurde in die Gemäuer eines spanischen Klosters aus dem 18. Jahrhundert integriert, ein prächtigen Kolonialbau mit schönem Innenhof und herrlichen subtropischen Gärten und Swimmingpool. Am nächsten Morgen führte uns die Reise weiter auf der Panamericana nach Iximché, der einstigen Hauptstadt der Cakchiquel-Indios. Leider erkennt man hier heute nur noch die aus Steinen und Mörtel bestehenden Fundamente mehrerer Plazas, Opferanlagen, Ballspielplätzen und Tempelruinen .Am Nachmittag setzten wir unsere Fahrt durch das Hochland fort und erreichten Panajachel am tiefblauen Atitlánsee, von dem man sagt er sei einer der schönsten und magischsten Seen der Welt. Er wird umgeben von den drei, Vulkanen „Tolimán“, „Atitlán“ und „San Pedro“, eine echte Postkartenidylle. Unter dem Spitznamen „Gringotenango“ ist der Ort schon lange eine Hochburg des Tourismus. In den sechziger Jahren war Panajachel, eine Hippiehochburg, viele Kiffer verbrachten hier ihr Exil. Man konnte auf den ersten Blick erkennen dass man sich hier in einer fruchtbaren Gegend reich an Naturschätzen befand. Avocados, Papayas, Kaffee, Mais, Zwiebeln und Kartoffeln werden hier angebaut. Viele der hier lebenden Maya verdienen ihren Lebensunterhalt mit Landwirtschaft und Tourismus, haben aber jedoch ihre Jahrhunderte alten Traditionen bewahrt. Am anderen Morgen hatten wir Gelegenheit die einzigartige Atmosphäre des Atitlán Sees und seiner Umgebung auf einem Bootsausflug selbst zu erfahren. Etwa eine Stunde dauerte die Bootsfahrt über den See nach dem am Fusse des Vulkans Tolimán liegenden Ort Santiago Atitlán, dieser hat bis heute seine Ursprünglichkeit behalten. Hier schlenderten wir durch den Markt, einer geheimnisvollen, lebendigen und farbenfrohen Welt der Tsutuhil-Maya. Wir konnten eine Indiofrau beobachten wie sie den Tocoyal, ein zwanzig Meter langes rotes Band, so um ihren ehrwürdigen Kopf wickelte dass Lage für Lage schliesslich eine Art Hutkrempe ergab, welche zum Schutz vor der Sonne diente. Am Ende des Dorfes besuchten wir die schlichte, schmucklose Kirche von Santiago de Atitlán, einzig an den Wänden des Kirchenschiffes konnte man katholische Heilige aufgereiht sehen, die mit bunten Stoffen bekleidet waren. Vor dem Altar sass eine kindsgrosse hölzerne Gestalt mit einem dunkelbraunen Hut, Maximón, so der Name jener sagenhaften Gestalt die sich aus einem Synkretismus des Maya und Christenglaubens entwickelt hatte. Er ist der Teufel welcher die Frauen verführt oder der Held der Trinker uns Süchtigen. Sein Körper war in bunte Tücher gehüllt und in Stoffalten stecken hier und da Geldscheine, er soll zuständig sein für alle unfrommen, um nicht zu sagen böse Wünsche. Am nächsten Tag setzten wir unsere Reise fort nach Chichicastenango. Die Fahrt führte uns über eine kurvenreiche Bergstrasse, während der Fahrt schloss man am besten die Augen, den Überholt wurde so dass man nur hoffen konnte dass die entgegen kommende Fahrzeuge langsam genug fuhren und es somit nicht zu einem Zusammenstoss kommen konnte. Chichicastenango, ein komplizierter Name für eine so kleine Stadt, daher wird sie einfach Chichi genannt, liegt auf 2.030 Meter Höhe und ist vor allem durch seinen Markt, der hier jeden Donnerstag und Sonntag stattfindet, bekannt. Dieser Anlass lockt Händler aus der ganzen Umgebung an. Nachdem wir gegen Abend unser Hotelzimmer bezogen hatten begaben wir uns noch ein wenig auf „Entdeckungsreise“. Im Garten unserer Hotelanlage trafen wir auf einen Marimba Spieler, welcher die typische guatemaltekische Musik, auf einem Marimbaphon, ähnlich dem Xylophon, aber mit Holzblättchen, spielte. Am anderen Morgen begaben wir uns bereits um 5 Uhr auf den Marktplatz um den Leuten, die bereits eifrig beim Aufbauen Marktstände waren, zuschauen zu können. Von überall her aus den umliegenden Dörfern kamen die Indiofamilien in ihren traditionellen Kleidern, kleine Frauen mit ihren langen Pferdeschwänzen huschten an uns vorbei. Wir waren beeindruckt von den Frauen und Männer, die ihre schwere Ladung mit einer besonderen Vorrichtung auf dem Kopf oder Rücken trugen. Nach dem Frühstück mischten wir uns wieder unter die Marktbesucher. Der farbenfrohe Markt mit seinen dicht aneinander stehenden provisorischen Zelten aus Holzstecken und blauen und schwarzen Plastikplanen breitete sich weit durch den Ort aus, so dass kaum ein Durchkommen war. Hier gab es einfach alles zu kaufen was man sich von Guatemala erwartete, Kleidung, bunte Decken, Stoffe, Taschen, Schmuck und vieles mehr. Wir besuchten auch die Markthalle die für alles Mögliche genutzt wird, an den Markttagen aber werden hier nur Geschäfte betrieben. Vom Obergeschoss aus konnte man dem Treiben wunderbar zuschauen, es war gleichermassen faszinierend und entspannend zu beobachten wie gekauft und gehandelt, abgesprochen und verkauft wurde. Die farbenfrohesten Stände, voller Masken, sahen wir vor der Kirche Santo Tomás. Dieser Platz ist das Zentrum des bunten Treibens. Da wo heute diese Kirche steht, befand sich einst ein Maya-Tempel, 18 Stufen symbolisieren die Monate des Maya-Kalenders. Auf den Stufen der Kirche, und zum Teil auch im Innern, brachten Quiché-Indianer ihre Rituale mit Kerzen und Räucherstäbchen dar. Um die Rituale auf der Aussentreppe nicht zu behindern und um das religiöse Empfinden der Menschen nicht zu verletzen, sollten Touristen den Nebeneingang in die Kirche benutzen. Am andern Morgen ging’s weiter durch das Almalongatal, dem wichtigsten Gemüse und Blumenanbaugebiet des Landes. In Zúnil, einem wunderschönen Ort, eingerahmt von steilen Hängen, welche von dem Vulkan Santa Maria überthront werden, machten wir einen Halt um den Gemüsemarkt zu besichtigen. Beim Anblick des knackigen Gemüses lief uns das Wasser buchstäblich im Munde zusammen. Erstaunlicherweise konnte man hier fast keine Touristen erblicken. Wir besichtigten auch die Kirche mit dem guatemaltekischen „Hausheiligen“, dem San Simón, dieser hatte wieder die gleiche Bedeutung wie der Maximón in Santiago de Atitlán. San Simón soll „vom bösen Blick“ heilen, und zu Glück in der Liebe, Erfolg im Beruf oder was auch immer verhelfen, hier in Zúnil trägt er einen Nadelstreifenanzug mit weissem Hemd. Auf der Weiterfahrt besichtigten wir eine kleine Therme und staunten nicht schlecht weil hier im gleichen Waschbecken Wäsche gewaschen und gleichzeitig gebadet wurde. Nach einer Übernachtung in Quetzaltenango machten wir Halt bei einer ökologischen Glasbläserei im Dorf Cantel, Der Ort liegt auf über 2000 m Höhe umgeben von den von den Vulkanhügeln des westlichen Hochlandes. In der Kooperative Copavic, die Eigentum der Mitarbeiter ist, werden aus altem Glas allerlei Vasen, Schalen und andere Kunstwerke hergestellt, die auch in Europa verkauft werden. Von hier setzten wir die Fahrt fort und erreichten dann am Nachmittag Guatemala-City. An einem exponierten Aussichtspunkt machten wir nochmals einen Halt um hinab auf die zwei Millionen-Metropole zu blicken. Dann war der zweitletzte Tag unserer Reise gekommen. Am frühen Morgen fuhren wir zum „La Aurora Flughafen“, wo bereits eine kleine Propellermaschine auf uns wartete, die uns nach Flores bringen sollte. Der Flug über die Stadt Guatemala und über den Dschungel nach Flores war ein gewaltiges Erlebnis. Das Städtchen Flores liegt auf einer Halbinsel am grossen Lago de Petén Itzá. Von hier ging’s mit dem Bus zum Tikal Nationalpark. Man stelle sich eine Riesenstadt der Maya vor, von der sich der Dschungel mittlerweile das Meiste wieder zurückgeholt hat. Nur wenige Ruinen wurden von Menschenhand wieder freigelegt und sind als solche zu erkennen. Das gigantische Areal von über 50 qm umfasst tausende antiker Bauten sowie eine fantastische Tier- und Pflanzenwelt. Bislang wurden 3000 Bauten der ehemaligen Maya-Metropole zutage gefördert, was aber nur ein Fünftel des ehemaligen Gebietes ausmacht. Bevor wir die erste Ruine zu Gesicht bekamen mussten wir etwa 20 Minuten durch den Dschungel laufen, dabei sahen wir immer wieder Pyramidenspitzen aus dem Urwald heraus ragen, überall begegneten uns Schmetterlinge, Papageien, Brüllaffen und Blattschneiderameisen. Über eine steile, aber wenigstens durch ein Geländer gesicherte Treppe, und zum Teil auf Metalleitern stiegen wir die 65 m zur Tempelplattform des Tempels „Mundo perdido“ hinauf." Oben auf der Plattform bot sich ein überwältigender Blick über den Dschungel. In der Ferne konnte man weitere Pyramiden erblicken, man begriff erst so wie gross das Gebiet von Tikal eigentlich ist. Der Weg zu den weiteren Ausgrabungen führte an Stelen vorbei, die wie vergessene Grabsteine aussahen. Leider waren nur die Bauten auf der Akropolis, zwei grosse prächtige Tempel und verschiedene kleinere Gebäuden, vollständig ausgegraben, viele andere Pyramiden sind vom Urwald überwuchert. Am späten Nachmittag ging’s zurück zum Hotel das direkt am „Lago de Petén“ lag. Hier konnten wir eine einmalige „Geräuschkulisse“ geniessen, ein Kreischen, Quietschen und Schnattern von irgendwo her draussen im Dschungel war zu hören. Dann war der letzte Tag unseres Aufenthaltes in Guatemala angebrochen, am Nachmittag wurden wir zum Flughafen von Flores gebracht, der „Aeropuerto internacional“, der mitten im Dschungel stand, und eher wie ein Hangar aussah, hatte eine einzige Landebahn. Da unser Flug nach Cancún verspätet war hatten wir viel Zeit uns in der „Abflughalle“ umzusehen. Auf Holzbänken warteten Touristen und Einheimische mit allen möglichen Gepäckstücken (Kartonschachteln, Plastiktüten, Kehrrichtsäcken usw.) auf ihren Abflug. Nach etwa 4 Stunden Wartezeit landete dann endlich unser Flugzeug. In der DC9 gab es aber keine fest vergebenen Sitzplätze, was am Anfang ein kleines Chaos auslöste. Auf dem Boarding Pass war das Feld mit der Sitzplatznummer nicht ausgefüllt, aber mit der Zeit klärte sich auch dieses Problem, jeder der Passagiere hatte einen Platz und die Maschine war startklar. Nur kamen wir nach etwa einstündigem Flug statt in Cancún in Guatemala City an. Wir hatten keine Ahnung wieso und warum das so war. Nach der Landung in Guatemala-City wurden wir über das Rollfeld gehetzt (vorbei an den laufenden Triebwerken des KLM Jumbo nach Amsterdam), um dort eine andere Maschine mit Ziel Cancún zu besteigen. Mit etwa 6 Stunden Verspätung endete dann unsere Reise am späten Abend definitiv in Cancún.