Auf unsere erste Fernreise in ein Land reich an Geschichte und Kultur haben wir uns über ein Jahr lang vorbereitet und waren unglaublich aufgeregt als sich dieser Traum am 3. November 1993 endlich erfüllte. Nach einem ruhigen 12 stündigen Flug mit der Lufthansa konnten wir den atemberaubenden Landeanflug auf México City geniessen. Fast eine viertel Stunde schwebte unser Flieger über einem endlos scheinenden Häusermeer, man musste sich wirklich fragen wo diese Stadt wohl beginnt und wo sie endet. Häuser und riesig breite Strassen schienen kein Ende zu nehmen, ein wirklich gewaltiger Anblick! Die Riesenmetropole liegt in ca. 2.300 Metern Höhe im mexikanischen Hochland und wird auf drei Seiten von Bergen eingerahmt. Die Einwohnerzahl des gesamten Einzugsgebiets wird auf ungefähr 20 Millionen geschätzt, der „ Distrito Federal“, die eigentliche Stadt, auf knapp 9 Millionen. Am Ausgang des Flughafens wurden wir bereits von einem Mitarbeiter von Helios-Reisen erwartet, dieser brachte uns mit einem kleinen Bus ins Hotel Majestic direkt am Zócalo, gegenüber dem Regierungspalast. Ein erstes kleines Abenteuer war für uns bereits die Fahrt durch den chaotischen Abendverkehr dieser riesigen Stadt, es kam uns vor wie eine Reise durch eine fremde Welt, und diese wollten wir in den nächsten drei Wochen verstehen lernen. Nach dem Einchecken im Hotel schnupperten wir noch schnell etwas „mexikanische Luft“, also begaben wir uns noch kurz auf den Zócalo und schauten dem bunten Treiben ein wenig zu, und dann winkte uns schon die Bettdecke. Herrlich ausgeschlafen genossen wir das erste mexikanische Frühstück auf der Dachterrasse unseres Hotels und konnten dabei dem Leben und Treiben auf dem Zócalo zuschauen. Dann ging`s auf zur Entdeckungstour rund um den Zócalo, wo wir als Erstes die älteste und grösste Kathedrale des amerikanischen Kontinents besichtigten. Das imposante Bauwerk mit den beiden Schiffen und den 14 Seitenkapellen konnte einem wirklich ins Staunen versetzen. Beim Glanzstück dieser Kirche, dem reich geschnitzte Altar der Könige, wurde an der Dekoration mit Gold nicht gerade gespart. Auch das kunstvoll geschnitzte Chorgestühl aus Zedernholz mit den beiden sich darüber befindenden Orgeln, deren Pfeifen horizontal wie ein Dach über dem Instrument standen, beeindruckte uns gewaltig. An Hand eines riesigen Pendels das in der Mitte von der Decke herab hing konnte man erkennen wie sich die Kathedrale im Lauf der Jahre immer tiefer in den porösen Boden gesenkt hat, zudem bemerkte man beim Laufen durch das mächtige Kirchenschiff wie es bergauf ging, der Haupteingang befand sich 2,5 Meter tiefer als der hintere Altarraum. Anschliessend besichtigten wir den gleich nebenan stehenden Nationalpalast über dessen mittleren Portal México’s Freiheitsglocke aufgehängt war. Durch einen schlichten Eingang an der Frontseite des langgezogenen Gebäudes, das durch Soldaten bewacht wurde, gelangte man in einen quadratischen Innenhof mit einem Springbrunnen. Im Treppenaufgang konnten wir die Murales (Wandmalereien) ausdrucksstarke Bilder welche die wechselvolle Geschichte Mexikos darstellen, bewundern. Alle wichtigen Persönlichkeiten der mexikanischen Geschichte wurden hier verewigt. Ein reizvoller Anblick waren auch die gegenüber dem Regierungspalast liegenden Arkaden der Kaufleute (Portales de los Mercadores), in deren Schaufenster und Arkadenläden Gold-und Silberschmuck ausgestellt waren. Schlussendlich mussten wir uns auch noch ein wenig unter das einmalige Treiben auf dem Zócalo mischen. Tänzer mit kupferroter Haut, mit Federn und Muscheln geschmückt, führten zu wilden und beschwörenden Trommelschlägen pre-hispanische Tänze auf. Das war ein Erlebnis! Zum Abschluss des Tages hatten wir uns noch vorgenommen das höchste Gebäude Mexikos, den Torre Latinoamericana zu "besteigen". Trotz seiner Höhe von 182 Meter überstand er das schwere Erdbeben der Stärke 8,5 im Jahre 1985 nahezu unbeschadet. Ein Aufzug brachte uns zur Aussichtsplattform im 41. Piso, von hier hatten wir einen phantastischen Blick über die Stadt deren enorme Grösse einem hier erst so richtig bewusst wurde. Man hatte das Gefühl als ob einem ganz Mexiko-City zu Füssen liegen würde. Die Sicht reichte bis hinaus zu den Berghängen an denen sich die Armensiedlungen bis weit nach oben zogen. Nur den Popocatépetl mit 5286 m im Südosten war leider nicht zu sehen da das Wetter zu wenig klar war. Dafür konnten wir am Horizont den Internationalen Airport und die an-und abfliegenden Flugzeuge erkennen. Als wir wenige Minuten von 18h wieder am Zócalo ankamen, erschienen wir gerade rechtzeitig um der Fahnenparade beizuwohnen. Hier hatten sich schon recht viele Zuschauer eingefunden um den sich allabendlich wiederholenden Spektakel zu beobachten. Begleitet von einer Militärkapelle marschierten Soldaten auf den Platz um dann unter Trommelwirbel und Fanfarenklänge in einer etwa 20 minütigen Zeremonie die riesige, grün-weiss-rote Nationalflagge Mexikos einzuholen und sie dann in den Palacio Nacional zu tragen. Es war schon sehr beeindruckend für uns zu beobachten wie ernst diese Zeremonie von den Mexikanern genommen wurde, zum Teil wurde von ihnen die Hand aufs Herz gelegt als die Soldaten mit der Flagge vorbeimarschierten. Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch der alten, 50 km ausserhalb der Stadt liegenden Pyramidenstadt Teotihuacán. Begleitet von einem privaten Reiseleiter besichtigten wir die Überreste des grössten religiösen Zentrums des aztekischen Méxicos. Teotihuacán war eine Tempelmetropole und zudem das religiöse Zentrum einer ehemaligen indianischen Hochkultur, aber auch ein bedeutendes Handelszentrum mit weitreichendem Einfluss, der sich heute durch Funde in Tikal in Guatemala nachweisen lässt. Bevor wir mit unserer Besichtigungstour begannen besuchten wir das sehenswerte Museum mit einem Modell der ganzen Anlage. Dann ging’s entlang der „Strasse der Toten“ zum Tempel des Quetzalcóatl, und dann kamen wir zum architektonischen Höhepunkt der Stätte, der alles überragenden grossen Sonnenpyramide. In vier Etappen ging es nun aufwärts auf das 63 m hohe Bauwerk, der schweisstreibende Aufstieg wurde durch die unterschiedlich hohen Stufen noch erschwert. Oben angekommen wurden wir dafür mit einen grossartigen Blick über die gesamte Anlage belohnt. Auf dem Rückweg machten wir einen Stopp bei der "Basilica de Nuestra Señora de Guadelupe", der Schutzheilige der Mexikaner. Die alte Basilika mit ihren vergoldeten Kuppeln wurde zwischen 1695 und 1709 an jener Stelle erbaut wo einst die erste Kirche zu ehren der Jungfrau stand. Da diese Basilika durch ihr absinken in den letzten Jahre gefährlich Risse aufwies und zudem für die vielen Gläubigen nicht mehr genügend Raum bot, wurde 1976, direkt daneben eine neu Basilika aus Beton und Marmor, mit grossen Glasfenstern errichtet welche für 20 000 Menschen Platz bietet. Das Innere wurde recht modern gestaltet, mit Sitzbänken die sich kreisbogenförmig wie in einem Amphitheater um den Altar anordnen. Nach einer Legende soll hier einem Indio im Jahre 1531 mehrmals die dunkelhäutige Jungfrau Maria erschienen sein, diese hinterliess als Beweis ihr Abbild auf seinem Umhang, seitdem wird die Madonna als Gnadenbild verehrt. Auf einem Förderband konnte man an diesem Marienbildnis, welches sich hinter Panzerglas befand, vorbei fahren. Das wiederum war für uns sehr praktisch um zu fotografieren, hatte man doch dadurch keine ungebetenen Gäste vor der Linse! Tief beeindruckt waren wir auch vom Menschenstrom welcher teilweise auf den Knien durch die Kirche rutschte, und auch wie tief- gläubig die Menschen in dieser Weltgegend sind. Nach dem Besuch in der Basilika schlenderten wir noch ein wenig an den unzähligen Verkaufsständen vorbei und bestaunten die vielen Süssigkeiten, Kerzen Heiligenbildchen, Christusstatuen, Tacos, Muttergottesstatuen, Blumen und Rosenkränze. Den Sonntagnachmittag verbrachten wir im Alameda-Park, für die Mehrzahl der Hauptstadtbewohner ist diese Anlage so etwas wie die grüne Lunge im Herzen der Stadt. Hier wimmelte es nur so von kleinen Imbiss-Ständen, ob Eis, Süssigkeiten gefälschte CDs, Taschenrechner oder Uhren, fast alles gab es da was das Herz begehrte. Eltern zogen mit ihren Kindern an den Spielzeug-Verkäufern vorbei, Luftballon-Verkäufer schienen fast mit ihren vielen bunten Luftballons davonzufliegen. Man hatte fast das Gefühl dass man sich auf einem Jahrmarkt aufhalten würde. Herrlich war es auch die Leute hier zu beobachten wie sie auf den Bänken sassen und lasen. Man konnte berittene Polizisten in traditionellen Uniformen, mit grossen Sombreros und dicken Revolvern am Gürtel, durch den Park patrouillierten sehen, diese liessen sich gut gelaunt, stolz und geduldig mit Touristen fotografieren. Auf einem anderen Platz konnten wir dem Konzert einer Blasmusikkapelle zuhören die ihre Künste mit „schaurig-schönen“ Melodien wiedergaben. Wir genossen es ein wenig in das „mexikanische Leben“ einzutauchen, den fliegenden Händler am Strassenrand zuzuschauen, welche vom Bleistift bis zum Haarwuchsmittel, vom Lotterielos bis zur Telefonkarte, ihre Ware mit lauter Stimme anpriesen. Auf dem Parkplatz verdingten sich einige Mexikaner als Parkplatzeinweiser, die beim Ein-und Ausparken halfen, andere verdienten sich ihr Geld als Autofensterputzer an der Ampel. Auch die überall ansässigen „Boleros“, die Schuhputzer waren recht aktiv. Dann war da noch das charakteristische Pfeifen der Verkehrspolizisten die meistens zu Mehreren an den Ampelkreuzungen standen und versuchten, jeder für sich, durch wildes Gestikulieren und eben durch Pfeifen den Fluss des Verkehrs zu beschleunigen. Die grösste Grünfläche im Stadtinneren, den Chapultepec Park mit seinen schönen alten Baumbeständen, besuchten wir als nächstes. Durch lebhafte Verkaufsstände, vorbei an einem kleinen See mit Gondelmöglichkeiten, gelangte man zum Hügel mit dem Castillo Chapultepec das einst von Kaiser Maximilian v. Habsburg bewohnt wurde und mittlerweile ein Geschichtsmuseum beherbergt. Natürlich besichtigten wir auch das grösste anthropologische Museum der Welt, welches viele bedeutende Werke präkolumbischer Kulturen beherbergt. Am Museums-Eingang kamen wir an der grössten Statue des Regengottes "Tlaloc" vorbei, ein 8 m hoher Monolith aus der Teotihuacán-Zeit. In den insgesamt 22 Ausstellungssälen, jeder war einer eigenen Landesregion gewidmet, konnten wir uns einen Überblick über die verschiedenen Kulturen Mexikos machen. Bei der Grösse dieses Museums konnten wir nur einen Bruchteil der Ausstellungen besichtigen. Selbst für Museumsmuffel hätte sich ein Besuch hier wirklich gelohnt. Auch Xochimilco, beliebtes Ausflugsziel für Einheimische und Touristen, stand auf unserem Programm. Zuerst mit der U-Bahn und dann mit einem Colectivo fuhren wir durch die Randgebiete der Stadt zu den etwa 20 km südlich liegenden „schwimmenden Gärten von Xochimilco“, dem kleinen Rest des einst grossen Texcoco Sees. Dieser Ort wurde von den Azteken künstlich angelegt, die Gesamtlänge der Kanäle ist über 150 Kilometer lang und gleicht einem wahren botanischen Labyrinth. Auf den Inseln baute man damals Obst und Gemüse an, heutzutage werden nur noch Blumen gezüchtet, leider war ein grosser Teil verwildert. An der Anlegestelle der bunt geschmückten Kähne konnte man auf einer Tafel den Mietpreis für das Boot ablesen. Wir hatten das Glück dass zwei Frauen aus England den gleichen Wunsch hatten wie wir und somit um den Fahrpreis noch ein wenig gehandelt werden konnten. Also bestiegen wir eines der zahlreichen buntbemalten Schiffchen. Mit viel Geschick und reiner Muskelkraft des „Remero“ angetrieben, bahnte sich der „Trajinera“, der buntbemalte Stocherkahn, fast geräuschlos seinen Weg durch das friedliche Labyrinth der kleinen Kanäle. Hier mutete die Stadt noch an wie ein ökologisches Paradies. Die rund einstündige geruhsame Fahrt durch diese Flusslandschaft war ein Genuss für uns und zudem auch ein schöner Ausgleich zum lärmenden Mexico-City. Nach sechs Tagen in dieser riesigen, chaotischen, und trotzdem faszinierenden Stadt machten wir uns am nächsten Tag mit einem Mietauto auf den Weg in Richtung Taxco. Was natürlich nicht fehlen durfte war ein kurzer Halt am Rande der Stadt um einem der wohl grössten Fussballstadien der Welt, dem „ Estadio Azteca“, welches 1966 eröffnet wurde, einen kurzen Besuch abzustatten. In der etwa 105'000 Menschen fassenden Anlage verzauberte anlässlich der WM von 1986 Diego Armando Maradona die Welt mit seinen Supertoren. Über Cuernavaca, der Stadt des ewigen Frühlings, führte uns der Weg in die Berge der Sierra Madre. Am späteren Nachmittag erreichten wir den auf 1.700 m.ü.M. liegenden, unter Denkmalschutz stehenden Ort Taxco. Das barocke Silberstädtchen, das einzigartig an einem steilen Abhang der El-Atache-Berge klebt, gehört zu einer der schönsten Kolonialstädte Méxicos. Der Anblick der niedrigen, weiss- getünchten Bauten mit holzgeschnitzten Türen und den Gitterwerken an den Fenstern war faszinierend. Dank den 48 m hohen Zwillingstürmen war die aus rosarotem Sandstein der Umgebung erbaute „Santa Prisca“ Kirche, deren Fassade von steinernen Säulen und Statuen geschmückt war, weithin sichtbar. Im kostbar ausgestatteten Innenraum konnte man geschnitzte und vergoldete Altäre, Heiligenfiguren und Gemälde besichtigen. Auch das Stöbern in den zahlreichen Silberwerkstätten lohnte sich, allerdings soll die Qualität der Artikel nicht überall gleich gut sein. Zum Abschluss des Tages genossen wir die herrliche Atmosphäre in der Hotelanlage „Posada de la Misión“. Von der Terrasse des riesigen, parkähnlichen Hotelgeländes, einer ehemaligen Klosteranlage, konnten wir uns noch ein wenig der wunderschönen Aussicht auf die Stadt Taxco und auf die umliegenden Berge erfreuen. Nachdem wir ausgiebig gefrühstückt hatten setzten wir unsere Reise mit dem Ziel Oaxaca fort. Unterwegs Richtung Izúcar de Matamoros bot sich uns eine einmalige Sicht auf den Vulkan Popocatépetl. Wir fuhren durch Teile der überwältigenden Sierra Madre eine sehr schöne halbwüstenartigen Landschaft mit roten und grünen Felsen und riesigen Kakteenfeldern, am Strassenrand konnten wir oftmals weidende Esel, Kühe, Ziegen oder Pferde „bewundern“. Dadurch dass wir unterwegs beim Suchen einer Tankstelle ziemlich viel Zeit verloren hatten mussten wir die letzten beiden Stunden in wirklich stockdunkler Nacht, auf einer total unbeleuchteten und wenig befahrenen Strasse zurücklegen, was ziemlich anstrengend und auch nicht ungefährlich war. Spät abends erreichten wir todmüde aber heil und ganz unser Ziel, vor unseren Augen erschien die Stadt Oaxaca in einem einzigen Lichtermeer. Der Anblick war nicht ganz so gigantisches wie der Blick auf México-City aber trotzdem sehr eindrucksvoll. Nach langer Irrfahrt durch die Stadt liessen wir uns schlussendlich von einem Taxifahrer ins Hotel Viktoria „begleiten“, und dann war nur noch schlafen angesagt. Wie für andere Touristen war auch für uns Oaxaca Ausgangspunkt für Besichtigungen der umliegenden präkolumbischen Stätten. Also starteten wir unseren ersten Tag hier mit einem Besuch der etwa 400 m höher liegenden Tempelanlage Monte Albán. Dieser Ort liegt auf einem von den Zapoteken planierten Bergplateau, hier sollen damals bis zu 30000 Menschen gewohnt haben. Damit wir die rund um einen grossen Hauptplatz freigelegten Grabstätten, Höfe, Tempel, Ballspielplatz und Pyramiden besichtigen konnten und um alle Pyramiden zu erklettern benötigten wir einige Stunden. Es war ganz schön anstrengend sich hier in der Hitze auf 2000 m Höhe zu bewegen, aber wir wurden dafür mit einer herrlichen Aussicht auf das Valle Central belohnt. Es war auch sehr amüsant den vielen sogenannten „Antiquitätenverkäufern“ zu zuschauen die ihre angeblich echten Fundgegenstände anpriesen. Am darauffolgenden Tag unternahmen wir einen Ausflug nach Mitlá. Eine gut angelegte Strasse führte uns durch eine trockene mit grossen Kandelaber-Kakteen geprägte Landschaft. Im kleinen 10 km östlich von Oaxaca entfernten Dorf Santa Maria del Tule machten wir einen Stopp um die vermutlich 2000 Jahre alte Sabino-Zypresse zu besichtigen. Der Baum mit einem gigantischen Umfang von 58 m und einer Höhe von 42 m ist wahrscheinlich die älteste lebende Pflanze der Welt, die Äste hatten fast den gleichen Durchmesser wie die Baumstämme in unseren heimischen Wälder. Ein ziemlich beeindruckender Anblick! Weiter ging`s nach Mitlá, „dem Ort der Toten“. Es erstaunte uns dass die Ruinen inmitten eines geschäftigen Dorfes lagen. Die relativ kleine Ruinenstätte, bisher wurden hier fünf Gebäudekomplexe ausgegraben, wurde ursprünglich von den Zapoteken erbaut und von den Mixteken vollendet. Diesmal musste wir keine grossen Pyramiden besteigen, sondern begaben uns unter die Erde um die beiden Grabkammern zu besichtigten. Aber lange hielt man es dort unten nicht aus da man kaum stehen konnte und die Luft übel, stickig und schwül war. Zum Schluss besichtigten wir die Dorfkirche San Pablo mit ihrem weithin sichtbaren roten Dach, welche auf den Fundamenten der alten Zapothekenstadt erbaut wurde. Der Eingang wurde durch einen originellen Zaun, der aus dicht aneinander gereihten Säulenkakteen bestand, geschützt. Niemand würde wohl freiwillig durch diesen hindurchgehen! Nachdem wir noch kurz den kleinen Indianermarkt, der sich zwischen dem Ausgrabungsgelände und der Kirche befand, besucht hatten, entschlossen wir uns die Rückfahrt nach Oaxaca anzutreten. Leider kamen wir nicht weit, unser Auto begann zu „stottern“ und blieb einige Minuten später am Dorfrand stehen. Krampfhaft suchten wir eine Möglichkeit um zu telefonieren und kamen so mit Antonio und seiner Familie, die hier im Ort einen Artesanialaden und einen Telefonanschluss!!! besassen, in Kontakt. Sie boten uns ihre Hilfe an, organisierte das Abschleppen des Autos und brachten uns am nächsten Morgen sogar den Autoschlüssel ins Hotel. Notgedrungen fuhren wir mit einem Sammeltaxi von Mitlá nach Oaxaca zurück und suchten die Agentur unseres Mietautos auf. Nach langem hin und her diskutieren versprachen sie uns besorgt zu sein damit wir so schnell wie möglich einen neuen Wagen erhalten würden. Also nutzten wir die Zeit und machten uns am nächsten Morgen auf um die Stadt zu erkunden, die uns wegen ihrer beschaulichen, fast provinziell wirkenden Atmosphäre begeisterte. Oaxaca gehört zu den ärmsten Bundesstaaten Méxicos und ist noch sehr indianisch geprägt, der Anteil der Indigenas unter der Bevölkerung ist hier überdurchschnittlich hoch. Durch enge Gassen mit buntgetünchten, liebevoll zurechtgemachten Häusern, erreichten wir den Zócalo und mischten uns unter „das Volk“ und bestaunten das bunte Treiben. Auch Oaxaca hatte, wie alle anderen Kolonialstädte, einen sehenswerten Zócalo wo sich das Leben abspielt und wo selbstverständlich auch eine Kathedrale steht. Ein besonders buntes Schauspiel ergaben die vielen kleinen Marktstände, hier boten ganze Indianerfamilien, die aus dem Hinterland hierher kamen ihre Handwerks-und Landwirtschaftsprodukte zum Verkauf an. Souvenirs, Spielzeuge für die Kinder, Snacks und jede Menge Luftballons in allen erdenklichen Farben und viel Kitsch, alles war dichtgedrängt und bunt durcheinander gemischt. Für wenige Pesos erstanden wir ein auf Baumrindenpapier gemaltes Bild mit landestypischen Motiven. „Papel amate“ ist ein Produkt welches aus der Rinde des Jonote Baumes hergestellt wird. Auch die Besichtigung der grossen Kathedrale mit ihrer auffälligen barocken Fassade lohnte sich. Die Kirche wurde während ihrer Bauzeit im 16. Jahrhundert mehrmals von Erdbeben heimgesucht. Dann wollten wir auch noch Oaxacas berühmteste Kirche mit dazugehörigem Kloster aus dem 16. Jahrhundert besuchen. Im Innern konnte man eine etwas überladene barocke Pracht mit vergoldeten Deckenornamenten bewundern, dazu gehörte auch die Rosenkranzkapelle mit dem fast vollständig mit Blattgold überzogenen Rokoko-Altar. Wahnsinn! Und dann war es soweit, wir konnten unser „neues“ Mietauto entgegen nehmen und uns auf die Rückreise in Richtung México-City begeben. Unser Weg führte uns auf einer mehr oder weniger gut erhaltenen Strasse durch eine ziemlich eintönige Landschaft, über Nochixtlán, Tehuacan nach Puebla. Unterwegs, irgendwo im Gebirge standen wir wegen einem umgekippten Lastwagen ewig lange im Stau und staunten ob der Geduld der wartenden Autofahrer, überall wurde geplaudert, gegessen oder getrunken, nichts war zu merken von irgendwelchem Unmut! In Puebla, unserem letzten Aufenthalt vor México-City, erwartete uns ein wundervolles altes Kolonialstädtchen. Nachdem wir im Hotel eingecheckt hatten unternahmen wir noch einen kleinen Spaziergang um ein wenig die Umgebung zu erkunden. Es war ein richtiger Genuss durch die Gassen der Altstadt, mit ihren prunkvoll gestalteten Fassaden aus Talavera-Kacheln, welche typisch für Puebla sind, zu schlendern. Auffällig waren die unglaublich vielen Kirchen die diese Stadt zu bieten hatte, laut Reiseführer sollen es 99 an der Zahl sein. In der imposanten „Catedral de la Conception Inmaculada“, mit ihren beiden Kirchtürmen und 14 Einzelkapellen, waren die blattgoldbelegten Altäre mit schönen alten Gemälden und das Chorgestühl sehr sehenswert. Anschliessend begaben wir uns zur Kirche Santo Domingo, der prunkvollsten aller Kirchen der Stadt, die 1690 geschaffene Rosenkranzkapelle (Capilla del Rosario) wurde mit verschwenderischen Dekorationen aus vergoldetem Holzschnitzwerk und einer vollständig mit Blattgold ausgestaltete Kuppel ausgestattet. Wir waren von diesem Meisterwerk der üppigen Ausschmückung beeindruckt und um dem Ganzen noch einen speziellen Charakter zu verleihen entlockte irgendjemand der Orgel wunderbare Klänge. Unsere letzte Etappe von Puebla nach México-City legten wir auf einer gut befahrbaren Autostrasse zurück, auf der Rückfahrt konnten wir noch ein letztes Mal einen Blick auf die Vulkane Popocatépetl, Iztaccíhuatl und Pico de Orizaba werfen. Nachdem wir zwei weitere Tage in México-City verbracht hatten standen ein paar Badeferientage am Pazifik auf unserem Programm. Mit der Mexicana starteten wir zu einem 35 minütigen Flug über die Hochebene von México City, vorbei am Popcatépetl nach Acapulco. Kurz vor der Landung konnten wir einen ersten Blick auf die Pazifikküste Méxicos und auf die trüben Fluten des Rio Papagayo werfen. Ja und dann waren wir in Acapulco! Und wurden zuerst einmal von der riesigen Schwüle und Temperaturen über 30 Grad überrascht. Für uns hatte dieses Wort Acapulco einen zauberhaften Klang, nach Hollywoodstars, nach Filmlegenden, denn ohne den amerikanischen Film, Teddy Stauffer und Johnny Weissmüller hätte sich Acapulco nicht so entwickelt, wie es heute ist. Den ersten Blick auf die spektakuläre, von Palmen und Hotel-Hochhäusern gesäumte Bucht konnten wir von der oberhalb liegenden Küstenstrasse werfen. Im Hotel Ritz welches direkt am langen Sandstrand lag erhielten wir ein Zimmer im 7. Stock mit einem wunderbaren Blick auf den Pazifik. Da wir unbedingt die Klippenspringer sehen wollten, buchten wir für den nächsten Vormittag eine Stadtrundfahrt. Unsere Tour führte uns an den millionenschweren Traumvillen der Reichen vorbei, die ihre Nobelherbergen am Las-Brisas-Hügel wirklich nicht versteckten. Unseren ersten Halt machten wir, wie hätte es anders sein können, bei einem grösseren Artesaniageschäft um das obligate Touristenshopping zu tätigen. Auf der Weiterfahrt bogen wir etwa auf halbem Wege zwischen Airport und der Stadt in die dekorative Einfahrt des 5 diamanten Luxushotels "Acapulco Prinzess " ein, eine der reizvollsten, aber auch teuersten Hoteloasen des Landes. Das wie eine Azteken-Pyramide terrassenförmig gebaute Gebäude, mit Wasserfällen an den Pools, war von hohen Palmen und anderen üppigen tropischen Pflanzen umgeben. Ja sogar Flamingos waren zu sehen! Eine total luxuriöse Welt für sich! Täglich sollen Busladungen von Touristen hierher fahren um diese Anlage zu „bestaunen“, sicher sehr angenehm für die Hotelgäste. Dann ging die Fahrt weiter zur westlich von Acapulco gelegenen Bucht „La Quebrada“. Hier stürzen sich jeden Tag die weltberühmten, todesmutigen "Clavadistas" von einem 45 Meter hohen Felsen in die Fluten des Pazifiks. Von der Terrasse des Hotels „El Mirador“, das durch seinen ehemaligen Besitzer Teddy Stauffer berühmt geworden war, hatten wir eine gute Sicht um die Klippenspringer zu beobachten. Die „Clavadistas“ kletterten die steilen Felswände hoch, um dann, ehe sie sich in die Tiefe stürzten, vor einer kleinen Kapelle auf einer Plattform einige Minuten niederzuknien, dann breiteten sie die Arme aus, stiessen sich am Felsen ab um dann wie ein Kormoran mit einem gewaltigen Sprung aus dieser selbstmörderischer Höhe in eine schmale Bucht ein zu tauchen. Die Waghalsigkeit dieser Sprünge war insofern beeindruckend, da die Springer genau zu dem Zeitpunkt kopfüber in eine nur 5 m breite Meeresbucht eintauchten, als das Wasser gerade hereingespült wurde. Anschliessend unternahmen wir einen Bummel entlang der Costera und kamen dabei an vielen Häuser unterschiedlichsten Bauarten vorbei, welche teils bis zu 25 Stockwerken zählten, die Architekten hatten hier an Kreativität wirklich nicht gespart. Nicht weit von unserer Hotelanlage entfernt befand sich ein kleiner Markt, durch diesen gelangte wir zum Parque Papagayo, einem Vergnügungspark inmitten eines botanischen Gartens, hier konnte man sich beim Entenfüttern herrlich vom Strandtrubel erholen. Früher befand sich an diesem Ort der Flugplatz von Acapulco. Ja, und am späteren Nachmittag setzten wir uns noch ein wenig auf die Terrasse unseres Zimmers und genossen den Ausblick auf den Pazifik und beobachteten die bei Sonnenuntergang einfahrenden Kreuzfahrtschiffe, traumhaft, so richtig zum Geniessen und Erholen. An unserem letzten Tag in Acapulco besichtigten wir das kunterbunte "Centro histórico" das leider nicht allzu viel Kulturelles zu bieten hatte. Vorbei an Tortilla-Backstuben, kleinen Bars und Geschäften spazierten wir durch die Altstadt, und hier fielen uns vor allem die vielen aufgehängten Vogelkäfige und Fassaden mit abblätterndem Putz auf. In den Gassen spielten Kinder, fliegende Händler versuchten ihre Waren loszuwerden, das mondäne Acapulco war weit weg. Auch hier gab es wieder eine „Kathedrale“ zu besichtigen, die Kirche “ Nuestra Señora de la Soledad“, ein weissgetünchtes Gebäude mit einer einzigartigen Fassade. Mit den beiden zwiebelförmigen blau und gelb gedeckten Türmen ähnelt sie eher einem russisch-orthodoxen als an einem mexikanischen Gotteshaus. Das Innere der Kirche war erstaunlich schlicht gestaltet, dafür konnten die Geräusche der Klimaanlage sogar ausserhalb des Gebäudes gehört werden. Ganz in der Nähe, auf einem Hügel oberhalb des Hafens lag die San Diego-Festung, die mussten wir natürlich auch noch kurz besichtigen. Die alte Burg mit ihrer einzigartigen geometrischen Form eines Fünfecks war einst Zeuge vieler wichtiger Ereignisse, der Gründung der Stadt, der Eroberung der südlichen Meere, dem Handel mit dem Orient, der Piraterie im Pazifik. Nach diesem Ausflug hatten wir eigentlich das Wichtigste was Acapulco an historischem zu bieten hatte erlebt und wir konnten zum Abschluss unseres Aufenthaltes noch ein letztes Mal am Hotelpool ein wenig Sonne tanken und den letzten Sonnenuntergang über dem Meer geniessen. Als wir am 20. November nach México-City zurückkamen war der ganze Stadtteil um den Zócalo gesperrt weil eine Parade zum Jahrestag der Revolution, dem „Dia de la „Revolución“, stattfand. Ganz México feierte diesen Tag und somit die Befreiung von Diktator Diaz durch Revolutionsführer Zapata. Tausende waren auf den Strassen unterwegs und wollten sich den Höhepunkt des Tages nicht entgehen lassen. Leider war es für uns unmöglich mit dem Taxi zu unserem Hotel zu gelangen, so verbrachten wir halt einige Zeit in der „Zona rosa“, der nobleren Gegend der Stadt, mit vielen Hochhäusern, den vornehmen Geschäften, auch die teureren Hotels waren hier angesiedelt. Bei unserer Rückkehr ins Hotel Majestic wurde uns sichtbar bewusst gemacht dass Weihnachten nicht mehr allzu fern war, konnten wir hier doch bereits schon den „farbenfrohen Weihnachtsbaum“ in der Eingangshalle bewundern.

Nach drei weiteren Tagen hiess es für uns sich von diesem wunderschönen und interessanten Land zu verabschieden. Während den drei Wochen unseres Aufenthaltes hier haben wir viel Schönes gesehen und erlebt. Mit vielen Erinnerungen im Gepäck die uns noch lange erhalten bleiben werden machten wir uns auf die Rückreise. Spätabends starteten wir mit der Lufthansa in Richtung Europa und genossen den Ausblick aus dem Flugzeugfenster auf ein Lichtermeer über México-City; soweit das Auge reichte, egal in welche Richtung man schaute, überall sah man kleine weisse Lichtpunkte, ein Bild wie auf einem kitschigen Adventkalender. Einfach überwältigend!